Archäologische Grabungen in Dmanissi

Die ersten Funde menschlicher Siedlung auf dem Gebiet des heutigen Georgiens reichen weit in die Geschichte zurück. Archäologische Grabungen in Dmanissi haben den Zeitraum der menschlichen Besiedlung in Georgien auf 1,8 Millionen Jahre vor unserer heutigen Zeit ausgeweitet.  War man früher der Überzeugung, dass die Wiege der Menschheit in Afrika stünde, so wurde diese These durch Funde in Georgien in Frage gestellt. Zudem ergaben sich neue Hinweise auf das Sozialverhalten der Frühmenschen, als man zahnlose Schädel fand.

Stützpunkt für Handel an Seidenstraße im Mittelalter

Die Siedlung Dmanissi liegt rund 85 Kilometer südwestlich von Tbilissi. Hier steht auf einem dreieckigen Vulkanplateau zwischen zwei Flüssen eine mittelalterliche Ruinenstadt. Die Stadt lag am georgischen Ast der Seidenstraße und war im Mittelalter ein wichtiger Stützpunkt für den internationalen Handel.

Archäologische Ausgrabungen seit 1936

Im Jahr 1936 begannen georgische Archäologen mit der Ausgrabung von Siedlungsresten der mittelalterlichen Anlage. Dabei stellte sich heraus, dass das Plateau bereits zur Zeit von Christi Geburt besiedelt war. 

Im Jahr 1983 fanden Archäologen Knochen von Elefanten und Nashörnern, die in diesem Gebiet längst ausgestorben waren. Diese Funde deuteten schon auf eine längere Nutzung des Plateaus und eine andere Vegetation als die heutige hin. 

Die große Sensation bahnte sich dann ein paar Jahre später an. 

Fünf Schädel des Homo Erectus in Dmanissi

Im Jahr 1991 begann ein Team aus georgischen und deutschen Archäologen sowie Wissenschaftlern anderer Disziplinen mit weiteren Ausgrabungen in Dmanissi. Die deutsche Archäologin Dr. Antje Justus stieß 1991 unterhalb des Schädels einer großen Säbelzahnkatze auf einen menschlichen Unterkiefer, der in der Fachwelt Staunen auslöste. Man datierte sein Alter auf 1,7 bis 1,8 Millionen Jahre. Der Unterkiefer wies eine komplette Zahnreihe auf. In seinem Kontext fanden sich Steinwerkzeuge und Knochen von heute ausgestorbenen Tieren. 

In unmittelbarer Nähe tauchten im Sommer 1999 in 1,25 Meter Tiefe zwei Schädel auf. Diese sind ebenfalls rund 1,75 Millionen Jahre alt, sie gehören einem erwachsenen und einem jugendlichen Mann und sind fast komplett erhalten. Die Einordnung dieser beiden Schädel löste eine Debatte darüber aus, ob in Dmanissi zur gleichen Zeit zwei unterschiedliche Spezies gelebt haben. Diese durch den Fund in Georgien nun wieder angefachte Diskussion sorgte dafür, dass alle bisherigen Funde aus dem Stammbaum des Homo Sapiens neu bewertet und eingeordnet wurden. 

In den Jahren 2002 und 2003 wurden dann zwei weitere Schädel ausgegraben. Diese Schädel gehörten alten Menschen, sie weisen keine Zähne mehr auf, die beiden Menschen haben aber ohne Zähne mehrere Jahre lang gelebt. Sie müssen also von den anderen Menschen ihrer Gruppe versorgt worden sein. Diese beiden Schädel dokumentieren ein ausgeprägtes Sozialverhalten des frühen Menschen.

Bewohner von Dmanissi waren Fleischesser

Die Bewohner der frühen Siedlungen von Dmanissi ernährten sich von Fleisch. Dies zeigen Schnittspuren an den Knochen, die im Kontext der menschlichen Überreste gefunden wurden. Die Spuren weisen darauf hin, dass die Menschen auf die Jagd gingen und die zur Ernährung dienenden Tiere selbst erlegt haben. 

Zudem gibt es an den gefundenen Tierknochen Spuren von tierischem Verbiss durch Säbelzahntiger, Wölfe und Hyänen. Diese Spuren deuten darauf hin, dass es eine Nahrungskonkurrenz zu den tierischen Jägern gab. Zudem mussten sich die Menschen in Dmanissi auch selbst vor den Jägern schützen. 

Der Fleischkonsum des Frühmenschen wird als wichtige Grundlage zur Ausbildung eines größeren Gehirns gesehen, mit dem die Wanderungsbewegung des Menschen aus Afrika in andere Teile der Welt erst möglich wurde.