Mtkwari, Aragwi, Rioni, Alasani, Iori und Enguri

Die wichtigsten Flüsse in Georgien

Durch den gebirgigen Charakter des Landes sind die Flüsse Georgiens meist recht kurz. Die meisten der rund 2000 Quellen liegen im Großen Kaukasus. Sie sind selten länger als ein paar Dutzend Kilometer, bevor sie sich mit anderen Flüssen vereinigen oder in einen Bergsee münden. 

Hier finden Sie eine Beschreibung der wichtigsten Flüsse in Georgien.

Mtkwari

Der Mtkwari ist der längste Fluss im Kaukasus. Mit 1.364 km Länge übertrifft er den Rhein um mehr als 100 km. Er entspringt in der Türkei, fließt von Westen nach Osten durch Georgien, unter anderem durch die Städte Wardsia, Borjomi, Chaschuri, Gori, Mzcheta, Tbilissi und Rustawi. Anschließend durchfließt er Aserbaidschan und mündet dort ins Kaspische Meer. Der Verlauf des Flusses spiegelt mit der Wasserscheide des Lichi-Gebirges und dem Abfluss durch die Mittelgebirge und die Ebenen nach Westen die Geographie in Georgien wieder. 

Der größte Fluss in Georgien hat seit Beginn der Geschichtsschreibung mehrere Namen gehabt. In der Antike nannte man ihn Kyros. Da die Russen den georgischen Namen nicht aussprechen konnten, nannten sie ihn Kura, ein Name, der auch heute noch in vielen Texten zu finden ist. Seit der Unabhängigkeit Georgiens bezeichnet man ihn wieder als Mtkwari. 

Von seiner Quelle in der Türkei in einer Höhe von 2.650 m aus nutzt der Mtkwari ein Gefälle bis in eine Tiefe von 28 m unter dem Meeresspiegel, entsprechend dem Spiegel des Kaspischen Meeres. Das Einzugsgebiet des Mtkwari hat eine Größe von 218.906 km² und ist damit größer als das des Rheins. 

In Georgien und Aserbaidschan wird der Mtkwani für Stauseen und zur Stromerzeugung durch Wasserkraft genutzt. Das Wasserkraftwerk Zahesi im Norden von Tbilissi erzeugt eine Leistung von 37 Megawatt. Das Kraftwerk wurde in den Jahren 1927 bis 1943 errichtet. Am anderen Ende von Tbilissi in Ortatschala erzeugt ein weiteres Kraftwerk 18 MW Strom. Auch bei Borjomi nutzt ein Kraftwerk den Mtkwarí zur Erzeugung von Strom. 

Alasani

Der Alasani bildet sich durch den Zusammenfluss mehrerer kleinerer Flüsse im Großen Kaukasus und ist 351 km lang. Der Fluss bildet auf weiten Teilen seines Verlaufs die Grenze zwischen Georgien und Aserbaidschan. Er mündet in den Mingəçevir-Stausee und damit in den Mtkwari, der ins Kaspische Meer entwässert. 

Nach seinen ersten Kilometern durch den Kaukasus durchfließt der Fluss das Alasani-Becken, eine der fruchtbarsten Regionen in Georgien und ein Zentrum des Weinbaus. Der Fluss hat hier einer ganzen Reihe von Weinen und Anbaulagen den Namen gegeben. 

Der Alasani ist nicht das ganze Jahr über mit Wasser gefüllt. Im Winter trocknet der Fluss aus, mit dem Einsetzen der Schneeschmelze schwillt der Fluss an und kann Überschwemmungen verursachen.

Rioni

Der Rioni ist mit 327 km Länge der drittlängste Fluss in Georgien. Der Fluss entspringt in der Provinz Swaneti und fließt durch die Regionen Ratscha-Letschchumi und Niederswaneti. Hier hat er den Charakter eines Gebirgsflusses. In der Region Imereti erreicht er die Tiefebene der Kolchis und ändert seinen Charakter zu einem träge fließenden Fluss. Vor der Mündung in das Schwarze Meer bildete er ein sumpfiges Flussdelta aus. 

In der Antike nannten die Griechen den Fluss Phasis. Er spielte bereits im ersten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung eine wichtige Rolle als Verkehrsweg. Waren aus der Hafenstadt Phasis, dem heutigen Poti, wurden bis nach Kutaia, dem heutigen Kutaissi, transportiert. Dabei handelte es sich um Getreide, Metall, Wein, Oliven und Keramik. Funde aus der damaligen Siedlung bei Wani zeigen das Bild einer reichen Region. 

Die Ebene der Kolchis war schon der Antike nicht beliebt. Der Rioni lagerte seine aus dem Kaukasus herangeführten Sedimente ab, so dass sich das Flussbett bei Hochwasser oberhalb der umgebenden Landschaft befand. Dadurch entstand eine Sumpflandschaft, die eine Brutstätte für Mücken bildete, die Malaria übertrugen. Erst im 20. Jahrhundert führte man Maßnahmen zur Begradigung des Flusses und zur Entwässerung der Sümpfe durch. Ein Kanalsystem begünstigte die Bewässerung von Feldern. Damit wurde die Kolchis zu einer fruchtbaren Ebene und konnte besiedelt werden. 

Im oberen und mittleren Lauf des Rioni befinden sich mehrere Kraftwerke, darunter das Wasserkraftwerk Warziche mit einer Leistung von 184 MW. Der Bau weiterer Kraftwerke ist geplant.

Iori

Der Iori ist ein Nebenfluss des Mtkwari im Norden Georgiens und Aserbaidschans. Er ist 320 km lang. Seine Quelle liegt in rund 2.700 m Höhe im Kachetischen Gebirgszug, der zum Großen Kaukasus gehört. Die Quelle befindet sich rund 80 km entfernt von Tbilissi, der Fluss dient im weiteren Verlauf der Trinkwasserversorgung der georgischen Hauptstadt. In der Zeit der Antike trug der Fluss den Namen Kambyses. 

Von seiner Quelle aus fließt der Iori zuerst nach Südwesten, wendet sich erst nach Süden und dann nach Südosten. Er fließt nun weitgehend parallel zum Alasani und mündet ebenso wie dieser als Zufluss des Mtkwari in den Mingəçevir-Stausee in Aserbaidschan. 

Bei Tianeti speist der Fluss den Sioni-Stausee. Der Sioni-Damm wurde 1952 fertiggestellt und ist 85 m hoch. Ein Kraftwerk am Staudamm hat eine Leistung von 9 MW, Hauptzweck des Dammes ist aber die Versorgung mit Trinkwasser und zur Bewässerung von bis zu 100.000 Hektar landschaftlicher Nutzfläche in Georgien. 

Im weiteren Verlauf des Iori wird bei Paldo rund die Hälfte des Flusswassers in den Samgori-Kanal geleitet. Dieser Kanal mündet in das Tbilisser Meer, welches seinerseits der Trinkwasserversorgung der georgischen Hauptstadt dient. 

Enguri

Der Enguri ist 213 km lang. Seine Quelle liegt in der Nähe des Schchara, dem höchsten Berg in Georgien im Großen Kaukasus. Der Fluss mündet in der Nähe von Sugdidi ins Schwarze Meer. 

In seinem unterem Verlauf bildet der Enguri die natürliche Grenze zu der abtrünnigen Region Abchasien, die von russischen Besatzungstruppen besetzt ist. Eine von deutschen Kriegsgefangenen zwischen 1944 und 1948 errichtete Brücke dient als einziger Übergang der Grenze innerhalb Georgien. 

Eine wichtige Rolle spielt der Enguri bei der Stromversorgung in Georgien. Die Staumauer des Kraftwerks Enguri wurde 1988 in Betrieb genommen. Sie ist 750 m lang und 271,5 m hoch und damit eine der höchsten Staumauern der Welt. Das Kraftwerk hat eine Leistung von 1.300 MW, was etwa 40% der gesamten Stromerzeugung in Georgien entspricht.

Aragwi

Der Aragwi durchfließt den nördlichen Kaukasus. Der Fluss ist 66 km lang. Er entsteht bei Passanauri in einer Höhe von 1.045 m durch den Zusammenfluss des Weißen (georgisch: Tetri) oder Mtuileti Aragwi mit dem Schwarzen (Pschawi) oder Gudamaqari Aragwi. Er mündet bei bei Mzcheta in den Mtkwari. 

Der Weiße Aragwi entspringt in ca. 3.000 m Höhe wenige Kilometer von Dshwari-Pass entfernt. Auf einem Teil des Flussbett des Aragwi folgt die Georgische Heerstraße dem Verlauf des Tales, das der Aragwi ausgewaschen hat. 

Der Schwarze Aragwi ist der längere der beiden Quellflüsse, er entspringt weiter östlich im Kaukasus. Seine Quelle liegt in einer Höhe von 2.865 m auf der südlichen Abdachung des Hauptkamms des Großen Kaukasus. Der Fluss verläuft zuerst in südlicher, dann in westlicher Richtung bis zur Einmündung des Chewsureti-Aragwi. Der Schwarze Aragwi ist 56 km lang, womit sich eine gesamte Länge des Aragwi von 112 km ergibt. 

Der Fluss speist den Stausee Dschinwali. Die Staumauer ist 102 m hoch und wurde 1986 in Betrieb genommen. Das an der Staumauer installierte Kraftwerk liefert eine Stromleistung von 130 Megawatt. Dort beginnt auch eine 37 km lange Rohrleitung, über die Tbilissi mit Trinkwasser versorgt wird. Das Wasser im Unterlauf des Aragwi dient der Bewässerung für die Landwirtschaft. 

Am oberen Ende des Schinwali Stausees liegt die Festung Ananuri. Von der Befestigungsmauer hat man einen guten Ausblick auf den Stausee, dessen Wasser durch den Gletscherschluff türkis gefärbt ist. 

Die Mündung des Aragwi in den Mtkwari bei Mzcheta ist historisch, kulturell, kirchlich und touristisch ein wichtiger Ort für Georgien. Die frühere georgische Hauptstadt Mzcheta liegt westlich der Mündung. Dort befindet sich ein Zentrum der georgisch-orthodoxen Kirche, die Stadt ist in den letzten Jahren zudem zu einem wichtigen Tourismuszentrum ausgebaut worden. Auf der anderen Seite des Fluss liegt das Dshwari-Kloster (Kreuzkloster) auf einem Bergsporn rund 150 m oberhalb des Flusses. Entlang des Flusses verläuft mit der Autobahn S-1 eine der wichtigsten Straßen in Georgien.