Landwirtschaft in Georgien: Tee, Früchte, Wein

Die Landwirtschaft ist seit Jahrhunderten ein wichtiger Stützpfeiler der Wirtschaft in Georgien. Weinbau und die Verarbeitung von Weintrauben im Kwewri zu georgischem Wein lässt sich dank neuester archäologischer Funde bis mindestens 7.000 Jahre zurück nachweisen. Mais in Westgeorgien und Weizen in Ostgeorgien stellen die Versorgung mit Kohlehydraten sicher. Bohnen werden in Georgien fast überall angebaut und stellen als Lobio ein Grundnahrungsmittel dar. Über die Jahrhunderte kamen neue Pflanzen und Bearbeitungsweisen hinzu.

Zeit der Sowjetunion in Georgien

In der Zeit der Sowjetunion war Georgien im Staatenbund die einzige Sowjetrepublik, in der größere Mengen von Zitrusfrüchten angebaut werden konnten. Ein Grund dafür ist das subtropische Klima, vor allem in den westlichen Teilen des Landes. Die kolchische Ebene wurde durch umfangreiche Meliorationsarbeiten in den 1930er Jahren von Sümpfen und Mücken befreit. Der Rioni wurde begradigt und eingedämmt. Damit schuf man neue Anbauflächen. Neben Plantagen für Zitrusfrüchte entstanden Teeplantagen auf einer Fläche von mehr als 40.000 Hektar. 

Aber nicht nur Zitrusfrüchte und Tee aus Georgien waren in der Sowjetunion begehrt. Auch der Wein erwies sich als ein Renner. Zwischen 1950 und 1985 wuchs die Anbaufläche für Weinreben von 58.000 auf 128.000 Hektar. Die jährliche Weinproduktion stieg auf bis zu 800.000 Tonnen Wein Mitte der 1980er Jahre. Dabei waren vor allem süße Weine und Massenware beliebt, ein wichtiger Absatzmarkt war der russische Teil der Sowjetunion. 

In der staatlich reglementierten Planwirtschaft der Sowjetunion bildete die Landwirtschaft in Georgien einen besonderen Fall. 30% der Ernte an Zitrusfrüchten und bis zu 70% der gesamten Ernte wurden nicht von den staatlichen Sowchosen oder Kolchosen eingebracht, sondern im privaten Sektor der Landwirtschaft erzielt. Ein besonderes Merkmal waren auch Reisen georgischer Bauern, die ihre Produkte mit dem Flugzeug in die russischen Großstädte lieferten. 

Krise nach Bürgerkriegen

Mit der Unabhängigkeit und nach den Bürgerkriegen mit den abtrünnigen Teilrepubliken gab es einen Einbruch für die Landwirtschaft in Georgien. Mit der abtrünnigen Teilrepublik Abchasien verschwand ein Großteil der Anbaufläche für Zitrusfrüchte in Georgien aus dem Machtbereich der Zentralregierung in Tbilissi. Der Export landwirtschaftlicher Produkte ging zurück.

Marode Infrastruktur

Ein weiteres Problem stellt die teilweise sehr marode Infrastruktur in Georgien dar. Nach Angaben aktueller Statistiken können rund 30% der landwirtschaftlichen Produkte nicht auf den Markt gebracht und müssen vernichtet werden, weil es an Kapazitäten und Straßen zum Transport der Waren mangelt. Die Hauptachsen für den Straßenverkehr in Georgien sind zwar in den letzten Jahren renoviert worden, bei den Anbindung der Region hapert es aber noch. 

Mangelnde Investitionen

Zudem ist die technische Ausstattung der landwirtschaftlichen Betriebe in Georgien oft noch von der Mangelwirtschaft geprägt. Für den Erwerb oder die Anmietung von Geräten wie Traktoren oder Mähdreschern fehlt den Bauern das Geld. Landwirtschaftliche Kooperativen sind ein Ansatz, der jedoch manchmal nur politischen Zwecken dient. 

Weinbau in Georgien

Auch der Weinbau in Georgien geriet mit dem Ende der Sowjetunion in eine tiefe Krise. Wurden in den 1980er Jahren noch bis zu 800.000 Tonnen Wein pro Jahr produziert, so sank die Produktion im folgenden Jahrzehnt bis auf 100.000 Tonnen im Jahr. Hier gab es jedoch positive Entwicklungen. Investitionen aus Westeuropa brachten einige Betriebe ab Ende der 1990er Jahre auf den neuesten technischen Stand. Zudem änderte sich der Charakter des Wein grundlegend. War der georgische Wein in der Sowjetunion eher süß vom Geschmack und eine Massenware vom Charakter her, so stellte man im neuen Jahrtausend auf einen trockenen Ausbau des Weins und höherwertige Ware um. 2004 wurde die Zertifizierung für georgischen Wein durch ein unabhängiges Labor, das mit finanziellen Mitteln der EU entstanden war, eingeführt. Das Assoziierungsabkommen zwischen der EU und Georgien erleichtert seit 2016 den Export. Mittlerweile sind Anbau, Verarbeitung und Marketing des georgischen Weins auf westeuropäischem Standard angelangt. 

Mehr Informationen zum Weinbau in Georgien finden Sie in Kapitel zu georgischem Wein auf dieser Seite.

Kiwis aus Georgien

Die Regierungen in der Zeit seit der Schewardnadse-Ära in Georgien haben durch eine Stärkung des privaten Sektors die Wirtschaft zu stärken versucht. Ein Beispiel aus der Landwirtschaft in Georgien zeigt, dass man auch mit dem Anbau von Kiwi eine Marktlücke füllen kann. 

Ein Agrarunternehmen hat in den Regionen Guria und Samagrelo in Westgeorgien seit 2009 mit der Anlage von Plantagen für Kiwis begonnen. Die Anbaufläche ist mittlerweile auf mehr als 150 Hektar angewachsen. Ein Gunstfaktor bei der Anlage der Plantagen war dabei das subtropische, warme und feuchte Klima der Region. Als weiterer Gunstfaktor kommt die Nähe zu den Absatzmärkten in Westeuropa hinzu. Die Hafenstädte Poti und Batumi liegen in der Nähe, ebenso die Bahnstrecke von Poti aus in die Türkei. Damit erleichtert sich der Export nach Westeuropa erheblich. 

Der Absatz georgischer Kiwi nach Deutschland ging Anfang 2016 durch die Medien. Ein deutscher Discounter nahm seinerzeit die Kiwis aus Georgien in sein Sortiment auf.