Geschichte und Bedeutung der Georgischen Heerstraße

Bedeutung für den Handel

Schon in antiker Zeit war die Georgische Heerstraße von herausragender Bedeutung für den Handel zwischen verschiedenen Staaten. Mit dem Erstarken Russlands und der Expansion des Zarenreiches wuchs die Bedeutung der Route. In der Zeit der Sowjetunion wurde ein Teil des Güterverkehrs über die Heerstraße abgewickelt. Im 21. Jahrhundert zeigen die Schlangen von Lkw aus Russland und Armenien, welche Bedeutung die Georgische Heerstraße heute hat. Dies gilt vor allem für den Handel aus Armenien. Wegen der seit dem Völkermord 1915 traditionell schlechten Beziehungen zwischen Armenien und der Türkei, dem Konflikt mit Aserbaidschan und der russischen Besetzung der abtrünnigen georgischen Teilrepublik Abchasien bildet die Georgische Heerstraße die einzige Route, über die Händler aus Armenien den Markt in Russland erreichen können. Dies zeigte sich insbesondere in den Zeiten der Krise zwischen den Präsidenten Saakaschwili und Putin seit 2006, als Russland den Grenzübergang Larsi unter vorgeschobenen Gründen dichtmachte. Seit 2010 gibt es wieder Transitverkehr über die Georgische Heerstraße.

Geschichte der Georgischen Heerstraße

Die Route der Georgischen Heerstraße wird bereits seit Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden von Händlern und Soldaten benutzt. Reisende und Touristen kamen erst erheblich später hinzu. 

Eine erste Erwähnung der Route der Georgischen Heerstraße findet sich beim griechischen Geographen Strabon im 1. Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Zu dieser Zeit war die Heerstraße nicht wie heute befestigt und es brauchte Sinn für Abenteuer, um diese Route passieren zu wollen. Für Schwierigkeiten sorgten auch die Räuber, die Reisenden das Leben schwer machten. 

Ihre heutige strategische Bedeutung bekam die georgische Heerstraße mit der Expansion des russischen Zarenreichs nach Süden hin. Im Verlauf des 5. Russischen Türkenkrieges von 1768 bis 1774 baute die russische Armee unter dem Kommando von General Gottlob Heinrich von Tottleben den Weg zu einer Straße aus, um ihre Truppen transportieren zu können. Dabei wurden Trassen in den Fels geschlagen, die Straße verbreitert und Brücken gebaut. Im Jahr 1799 übergab man die ausgebaute Georgische Heerstraße der Öffentlichkeit. 

Nun ergab sich ein Problem mit Tschetschenen, die regelmäßig Reisende überfielen und ausraubten. General Alexei Jermolow begann 1827 einen Feldzug gegen die Tschetschenen. Als ständige Maßnahme zum Schutz gegen Überfälle errichtete man Wachhäuser für Kosaken am Rand der Straße. 

In den folgenden Jahren brachte man den Straßenbelag auf den neuesten Stand. Ab 1863 gab es eine regelmäßige Verbindung mit Postkutschen. Diese wurden von sechs bis acht Pferden gezogen. Die Pferde wechselte man an Relaisstationen. 1900 begann der Verkehr mit motorisierten Fahrzeugen auf der Georgischen Heerstraße.

II. Weltkrieg und die Folgen

Die deutsche Wehrmacht verfolgte im Herbst 1942 den Plan, die Ölfelder in Aserbaidschan zu erobern. Während eine Armee bis in die abtrünnige Teilrepublik Abchasien vordrang, versuchte die 1. Panzerarmee der Wehrmacht die Heerstraße zu erreichen. Dieser Vorstoß blieb jedoch in Wladikawkaz stecken. 

Im Verlauf des II. Weltkriegs wurden deutsche Kriegsgefangene an der Heerstraße stationiert. Wie in anderen Teilen der Sowjetunion und Georgiens wurde ihre Arbeitskraft für Bau und Instandhaltung von Straßen und Gebäuden genutzt. Nicht alle überlebten diese Arbeitsbedingungen. Am Kreuzpass liegen rund 200 deutsche Kriegsgefangene auf einem Friedhof.

Kulturelle Bedeutung der Georgischen Heerstraße

Die Heerstraße sorgte für den Austausch zwischen den georgischen und russischen Kulturen. Puschkin und Lermontow besangen sie, auf ihr reisten Gribojedow, Tolstoi, Ostrowski, Tschechow, Repin und Gorki. In umgekehrter Richtung machten sich junge Georgier auf den Weg, um an den Universitäten Moskaus und St. Petersburg zu studieren. Man nannte sie Tergdaleuli – "die vom Wasser Tergi tranken". Und auch Westeuropäer entdeckten ihre Schönheit, beschrieben erlebte Abenteuer: Alexandre Dumas beschrieb die Straße zum Beispiel in seinem Buch „Gefährliche Reise durch den wilden Kaukasus“. Der norwegische Schriftsteller Knut Samsun („Im Märchenland“) erwähnte sie oder Ernst Haekel in seinen Reisebriefen.