Folgen der archäologischen Funde in Georgien

Auf dem Plateau einer mittelalterlichen Siedlung in Dmanissi ca. 85 k südwestlich von Tbilissi wurden seit 1991 die Schädel von fünf Menschen der Spezies Homo Erectus gefunden. Dies sind die ältesten Funde von Frühmenschen außerhalb von Afrika. Die Menschheitsgeschichte musste nach diesen Funden umgeschrieben werden. Hier sind die Fakten, die sich nach den archäologischen Funden in Georgien geändert haben.

Die Wanderung begann früher

Die Funde des Homo Erectus sorgten für mehrere wissenschaftliche Sensationen. Man ging bisher davon aus, dass Menschen der Frühzeit erst rund eine Million Jahre vor unserer Zeitrechnung begonnen hatten, aus Afrika auszuwandern. Ein weiterer Fund in Israel war 200.000 Jahre jünger. Wanderungsbewegungen aus Afrika in Richtung Europa und Asien ließen sich bislang nur für den Homo Sapiens nachweisen. Der Fund in Georgien hingegen zeigte, dass schon der Homo Erectus Afrika verlassen hatte. Schon in diesem Fall musste die Geschichte der Menschheit umgeschrieben werden.

Altersheim des Homo Erectus

Zwei der fünf in Dmanissi gefundenen Schädel sind zahnlos. Die wissenschaftliche Überprüfung der Schädel ergab, dass beide zu alten Menschen gehörten, die trotz der fehlenden Zähne noch Jahre bis zu ihrem Tod gelebt hatten. Dieses ließ die Schlussfolgerung zu, dass die beiden alten Menschen von den anderen Mitgliedern ihrer Gruppe versorgt wurden. So gibt es die Schlussfolgerung, dass das Essen von den jüngeren Mitgliedern vorgekaut wurde, denn über einen Passierstab verfügte der Homo Erectus noch nicht. 

Dieser Fund rückte den Homo Erectus in ein neues Licht. Denn nun konnte man dem Frühmenschen ein ausgeprägtes Sozialverhalten nachweisen. Dieses führte dazu, dass das Bild eines rohen, brutalen und ungehobelten Menschen zugunsten eines sozial agierenden, fühlenden Menschen geändert werden musste. 

Der menschliche Stammbaum wird neu geordnet

Die Funde des zweiten und dritten Schädel eines Frühmenschen in Dmanissi lösten ein weiteres Erdbeben in der Wissenschaftswelt aus. Beide Schädel waren so unterschiedlich zu anderen Funden, dass man die Einführung einer neuen Art der Frühmenschen plante. Dann rüttelte es die Menschheitsgeschichte durch. Es stellte sich heraus, dass man Abweichungen zwischen mehreren Individuen als eigene Unterart der Spezies Homo eingeordnet hatte. Sie gehörten der gleichen Art an, wiesen aber abweichende Merkmale auf, wie wir sie heute bei ca. 7 Milliarden Exemplaren des Homo Sapiens finden. Mit dem Fund dieser beiden Schädel wurde nun der gesamte Stammbaum der Menschheit neu geordnet und die Zahl der Unterarten des Homo reduziert.