Wardsia: Licht am Ende des Tunnels

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Nach mehreren Dutzend Kilometern den Mtkwari herauf erreicht man von Tbilisi aus die Höhlenstadt Wardsia. Die Stadt ist eines der wichtigsten touristischen Ziele in Georgien. Sie liegt im südlichen Teil Georgiens in der Nähe von Achalziche am Ufer des Mtkwari.

Die Besonderheit von Wardsia sind die in den Fels geschlagen Höhlen. Diese dienten nicht nur als Wohnungen, sondern auch als Arbeitsräume und für die Bevorratung. Es gibt eine Apotheke und auch eine in den Fels geschlagene Kirche.

Erbaut wurde die Stadt seit dem 12. Jahrhundert in der Zeit von König Giorgi III. als Festung. Seine Tochter Tamar setzte den Bau fort, Wardsia sollte aber als Kloster dienen. Von 1193 bis 1195 lebte sie während eines Konfliktes mit den Seldschuken in der Stadt.

Später zerstörte ein Erdbeben einen Teil der Höhlenstadt. Nun sind noch 750 Höhlen übrig.

Legende von Königin Tamar

Zu der Namensgebung von Wardsia gibt es übrigens eine Legende: Als Tamar noch jung und noch nicht Königin war, soll ihr Onkel einmal mit ihr in der Umgebung von Wardsia unterwegs gewesen sein. Sie sei in den Felsen herum geklettert. Ihr Onkel habe sie aus den Augen verloren und nach ihr gerufen. Sie habe „Aka war, dsia“ („Hier bin ich, Onkel“) gerufen. Später, in ihrer Zeit als Regentin, habe sie der Höhlenstadt dann diesen Namen gegeben.

Einen sehr guten Ausblick auf die Höhlenstadt hat man von der Zufahrtsstraße aus, der Höhlenstadt gegenüber. Am Ufer des Mtkwari ist ein Parkplatz mit einem einsam stehenden Baum eingerichtet, von dem man die Stadt in ihrer Gesamtheit einsehen kann.

Es ist 10 Jahre her, dass ich in Uplisziche war, einer weiteren Höhlenstadt in Georgien, in der die Bevölkerung ebenfalls in Krisenzeiten Schutz suchte. Seinerzeit zahlte man als westlicher Tourist des zehnfache eines georgischen Besuchers für den Eintritt. Seit dem Regierungswechsel im Oktober 2012 hat das von persönlichen Verbindungen geprägte Betreibermodell in Uplisziche gewechselt, nun sind die Eintrittspreise auf gemäßigtem Niveau. In Wardsia zahlt man nun 2 Lari pro Erwachsenem, was rund 80 Cent entspricht.

Für die Tour durch die Höhlenstadt sind zwei Dinge empfehlenswert: Festes Schuhwerk, denn ich habe einige Touristen bzw. vor allem Touristinnen gesehen, die mit Schlappen in den Rundweg eingestiegen sind und Probleme auf den Stiegen hatten. Das zweite, was man nicht haben sollte, ist Höhenangst, denn neben dem Weg geht es teilweise rund 100 Meter direkt ins Tal hinunter.

Höhlenstadt auf mehreren Etagen

Von der Kasse führt ein asphaltierter Weg hinauf zu der Höhlenstadt, den man auch mit einer Marschrutka fahren kann. Dann geht es zu Fuß weiter hinauf.

Auf der Steige wird man durch mehrere Etagen der Höhlenstadt geleitet. Man kann dabei viele der Wohnhöhlen besichtigen. Wir sind an einem heißen Tag in den Berg eingestiegen, zur Mittagszeit, mit der Sonne in perfekter Südlage. Kaum ist man auf dem Weg gut durchgegart, stellt man fest, dass die Höhlen ein sehr angenehmes Wohnklima haben. Selbst in der Mittagshitze ist es dort sehr angenehm, der Fels sorgt für eine natürliche Klimaanlage. Wenn man dann ein paar Höhenmeter hinter sich gebracht hat, gewinnt man zudem Respekt vor der sportlichen Leistung der früheren Bewohner, die sich in Notzeiten hier verschanzt haben. Denn es waren vor allem Frauen, alte Menschen und Kinder, also nicht die Zielgruppe, der man sportliche Höchstleistungen nachsagt.

In den Wohnhöhlen selber sind zum einen Nischen in die Wände eingelassen. Zum anderen befinden sich dort auch auch Einlassungen in den Boden, wahrscheinlich wurden dort Vorräte gelagert. Eine Höhle hat zudem viele kleinere Nischen, die in den Fels getrieben worden sind. Diese gilt als die Apotheke von Wardsia.

Felsenkirche mit Bild von Königin Tamar

Mitten auf dem Rundweg liegt die Felsenkirche von Wardsia, die in das Gestein des Hanges getrieben ist. Wer diese von innen besichtigen will, sollte auch bei der größten Bullenhitze als Mann eine lange Hose tragen, denn anders als zu Beginn des Jahrtausends verbietet die georgische Kirche getauften Mitgliedern ihrer eigenen Religionsgemeinschaft den Zutritt zu den Kirchen, wenn sie nicht lange Hosen tragen. Zu sehen gewesen wäre dann etwas einzigartiges: Das einzige Bildnis von Königin Tamar, das es in Georgien gibt.

Eindruck vom Leben in der Höhle

Der Rundweg verschwindet links neben der Kirche im Berg. Dies ist vielleicht der beeindruckendste Teil des Wegs, denn die nun folgenden Tunnel sind für Menschen über 1,70 m Körpergröße aufrecht nicht zu bewältigen. Besonders haarig wird diese Passage in den Abschnitten, die nicht mit Tageslicht erleuchtet sind. Hier muss man sehr genau aufpassen, dass die eigene Schädelkalotte keinen unsanften Kontakt mit dem Fels erleidet. Über Klaustrophobie sollte man hier nicht klagen. Und in diesen Tunneln, in Enge, Kühle, die Hände auf dem rauen Fels und sich vorsichtig durch die Dunkelheit tastend, bekommt man wahrscheinlich den besten Eindruck vom Leben in der Höhlenstadt, wie er im Mittelalter wirklich war.

Kommt man dann wieder in den Widerschein des Tageslichts, so sieht man im wahrsten Sinne des Wortes das Licht am Ende des Tunnels. Der Rundweg führt nun an weiteren Höhlen vorbei, dann geht es zurück zu der asphaltierten Straße.

Am Eingang hat man dann die Gelegenheit, am Ufer des Mtkwari eine Erfrischung zu sich zu nehmen. Eine Besonderheit ist dabei Mzwadi, über Holzfeuer gegartes Schweinefleisch, die Urform des Schaschlik, die allerdings auch die Armenier für sich beanspruchen.

Wer seinen Durst löschen will, kann dies mit dem Mineralwasser aus Borjomi tun, das in der Zeit der Sowjetunion schon bekannt war. In den Kühlschränken wartet aber neben Bier aus georgischer und russischer Produktion nun auch solches aus Bayern und dem Ruhrgebiet darauf, getrunken zu werden.

Übersicht aller Reiseberichte Georgien 2013

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