Bakuriani - Wandern ohne Wege
Bei Tageslicht bestätigt sich, warum unserem Opel Astra gestern der Auspuff abgefallen ist: Die Straßen in Bakuriani befinden sich in dem für Georgien üblichen Zustand und sind größtenteils mit Schlaglöchern übersät. So schlecht wie ich sie vor 2 Jahren auf dem Weg nach Wani erlebt habe sind sie allerdings nicht.
Wir gehen einkaufen, für Selbstversorger gibt es bis hin zu Batterien, Brot und Bier alles was man braucht. Die Preise für ein Chatschapuri schwanken allerdings zwischen 3 Lari und 50 Tetri. Und das für 50 Tetri schmeckt exzellent. Bezugsquelle ist die Bewohnerin neben den beiden Apotheken, auf der Höhe der Hauptstraße zwischen dem Park und dem stillgelegten Kino auf der Seite gegenüber. Auch die Kartoffelteilchen sich empfehlenswert. Und man kann bis spät in die Nacht einkaufen, was in Deutschland in dieser Form nicht geht, den Verkäuferinnen das Leben aber einigermaßen erträglich macht.
Unser Hotel hat im Erdgeschoß einen Gemeinschaftsraum, der das eigene Bekochen erlaubt. Günstig ist neben den 5 Lari, die wir als Erwachsene pro Person bezahlen, Kinder sind frei, auch die Tatsache, daß wir für das Gas beim Kochen nicht extra zahlen müssen.
Rege Bautätigkeit in Bakuriani
Es wird rege gebaut in Bakuriani, schließlich ist das hier Wintersportort und daher kann nur im Sommer gearbeitet werden. Viele Bauernhöfe werden renoviert. Es entstehen aber auch einige Villen. Eine Freundin seit Jahren bekannte Einwohnerin aus Bakuriani, die den Sommer hier verbringt und Germanistin ist, versorgt uns mit Hintergrundinformationen zu den Bauten hier im Dorf. Teile des Ortes werden privatisiert. Da stellt sich die Frage, ob auch in einigen Jahren noch Wintersport möglich sein wird, wenn die Skipisten in privater Hand und nicht mehr der Öffentlichkeit zugänglich sind.
So hat sich der Abgeordnete Wachtang Rtscheulischwili eines der Sanatorien aus der Zeit der Sowjetunion gekauft. Die Nacht kostet dort pro Person 100 Dollar, irgendwelche Besucher haben wir dort in der Zeit unseres Aufenthaltes allerdings nicht gesehen. Direkt daneben finden sich Spuren des Verfalles, aber dies wird Teil eines weiteren Reiseberichtes sein. In Bakuriani selber entstehen einige Mega-Villen, nach europäischem Standard, wie einige Bewohner meinen. Daß dies nicht immer glückt, zeigt direkt im Inneren des Städtchens die Ruine eines Hotels, von oben aus gesehen das größte Gebäude der Stadt mit 4 Stockwerken. Die Fenster sind mit blauer Folie ausgekleidet, unten ist das Gebäude verbarrikadiert, dem Investor ist offensichtlich mitten im Bau das Geld ausgegangen.
Die Eifel als Vorbild
Gegen Mittag wandern wir aus dem Dorf heraus, entlang der Zufahrt zur Baustelle der BTC, durch die Schilder in georgisch und englisch als Pipeline-Road gekennzeichnet. Wir versuchen zwischen 2 Liften in die Höhe zu kommen, stören ein Rind beim Wiederkäuen und sehen uns vom Hang aus das Panorama an. Es gibt keine ausgeschilderten Wanderwege, keine Hinweisschilder, Markierungen und Übersichtskarten. Die Infrastruktur hier ist marginal, und man lernt die jahrzehntelange Arbeit des Eifelvereins schätzen. Wer hier wandern möchten, sollte sich nach Möglichkeit einen ortskundigen Führer suchen, denn wir werden in den kommenden Tagen noch feststellen, daß man auf diese Art die Natur komplett neu entdecken kann.
Festes Schuhwerk schützt vor Humpeln
Ein Wort noch zur Ausrüstung. Da man wie in jedem Gebirge unbefestigte Wege hat, sollte man auf festes Schuhwerk achten. Ein umgeknickter Fuß im Bergischen Land wenige Wochen vor dem Urlaub hatte mir gezeigt, wie wichtig dies sein kann. Meine Billigstiefel hatten zwar keine richtig feste Sohle, aber die Traktion am Hang und der Schutz vorm Umknicken waren hervorragend. Es muss nicht immer das Teuerste und beste sein, was auch die Auswahl unseres Hotels zeigte. Wer ohnehin schon eine Ausrüstung für den Trekking-Urlaub in Skandinavien sein Eigen nennt, sollte Teile davon ruhig mitnehmen.
Bakuriani
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