Spuren der Kriege 1945 und 2008
Der zweite Ausflug bringt uns Richtung Borjomi. Eine Fahrt in die Geschichte, und zwar nicht nur 70 Jahre zurück, sondern auch ein Jahr in die Geschichte Georgiens. Mein Ziel des Tages ist ein Friedhof deutscher Kriegsgefangener.
Doch das hat erst einmal Zeit. Wir fahren Richtung Mzcheta aus Tbilisi heraus. Diese Fernstraße ist mittlerweile zu einer Autobahn ausgebaut worden. Mit den gleichen Verhaltensweisen, die es auch in Deutschland gibt, denn es wird ziemlich gerast. Auf der anderen Seite beobachte ich auch Leute, die am Straßenrand sitzen und einige Menschen auf dem Betonteiler zwischen den Fahrbahnen. Kurz vor Gori hören die vier Fahrspuren dann auf. An der neuen Autobahn wird gearbeitet
Lager für Flüchtlinge in Georgien
Es waren diese Straßen, die ab dem 11. August 2008 im Fernsehen in Deutschland zu sehen waren, als russische Panzer und russische Lastwagen auf ihnen entlang fuhren.
Zwischen Tbilisi und Gori sind drei neu gebaute Siedlungen zu sehen. Bei ihnen handelt es sich um die kasernenartig aufgebauten Lager der Flüchtlinge aus dem Krieg im August 2008. Auf den ersten Blick sehen diese Häuser nett aus. Ich hatte Wochen zuvor eine Reportage übersetzt, in der gezeigt wurde, welche Lücken in den Wänden klaffen und wie der Regen durch das Dach kommt. Die Siedlungen selber zeigen, wie viele Menschen durch den Krieg aus ihrer Heimat vertrieben wurden.
Russische Bomben für georgische Brücken
Nördlich von Gori gibt es dann einen Stau. Den Grund dafür werde ich erst auf der Rückfahrt genauer sehen, denn auf der Seite liegen die Trümmer der Brücke, die von den russischen Kampfbombern beim Angriff auf Georgien zerstört worden ist.
Auf der Südseite der Straße liegt eine Kaserne, die durch den russischen Angriff teilweise zerstört worden war. Dort wird fleißig am Aufbau neuer Gebäude gearbeitet.
Friedhof deutscher Kriegsgefangener
Wir fahren durch Borjomi und fragen uns zu einem Friedhof durch, auf dem deutsche Kriegsgefangene auch nach Kriegsende 1945 beerdigt sein sollen. Meinen ersten Friedhof hatte ich 2002 auf der Fahrt nach Sairme entdeckt. Ich hatte in der Vorbereitung der Reise beim Volksbund Kriegsgräberfürsorge recherchiert. Seit dem Ende der Sowjetunion sind rund 40 Friedhöfe in Georgien angelegt worden. Mehrere davon befinden sich südlich von Borjomi.
Säulen weisen den Weg
Wir fragen uns zum Friedhof durch. Im Gegensatz zu Deutschland, wo man bei der Frage nach dem Weg mit dem Auto entweder auf taube Ohren, Unwissen oder Unwillen stößt oder auch ganz einfach in die falsche Ri9chtung geleitet wird, gelingt es uns nach dreimaligem Fragen, den richtigen Weg den Berg hoch zu finden. Ein älterer Mann, der am Hang Beeren sammelt, weißt uns schließlich den Weg. Mir fallen rechteeckige graue Säulen am Wegesrand auf. Wir steigen den Berg hoch. Nichts außer Steinen. Immerhin ein schöner Platz für ein Mittagessen an freier Luft. Dann sehen wir noch ein paar Säulen, die am Rand des Waldes stehen. Nun, wären wir diesen mal gleich gefolgt...
Der Friedhof am Hang
Der Friedhof liegt an einem etwas flacheren Stück eines Berghangs und ist in zwei Terrassen unterteilt. Die Gräber sind nicht einzeln bezeichnet, mehrere Kreuze stehen in Dreiergruppen auf der Grabstätte. Ein Mahnmal in deutscher und georgischer Sprache weißt auf den traurigen Zweck dieses Friedhofs hin.
Ich werde ein paar Tage brauchen, wenn ich zurück von dieser Reise nach einer schweren Operation im Krankenhaus liege, und überlegen, dass ich diese Stelle nicht im Roman verwenden werde.
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