Ethnografisches Museum Tbilissi: Geschichte, Regionen, Häuser in Georgien

Nach drei Tagen in der Kühle der Berge ging es wieder zurück nach Tbilissi. Die Stadt brannte. Was liegt da näher, als ein paar Höhenmeter hinter sich zu bringen und ins Ethnografische Museum zu gehen?

Das Museum liegt am Stadtrand südlich des Schildkrötensees und ungefähr 200 Meter höher als die Innenstadt. Es half nicht viel. In der Hitze des späten Vormittags zwischen den Häusern herumzugehen war kein Spaß.

Kochen und Kühlen in früheren Jahrhunderten

Dafür konnte man die Vorzüge der Bauten aus der Geschichte Georgiens im wahrsten Sinne des Wortes am eigenen Leib spüren... Wie in vielen anderen Freilichtmuseen der Erde sind auch in Tbilissi Bauwerke aus allen Regionen des Landes zusammengetragen und wieder aufgebaut worden. Man kann sich diese Häuser nicht nur von innen ansehen, es gibt in ihnen auch Führer, die einem die Details des Hauses vorstellen.

Weil sich hier erfreulicherweise auch andere Touristen herumtreiben, haben wir eines der Häuser der ersten Reihe hinter dem Eingang aufgesucht. Dort erklärte uns die Führerin den Aufbau der Häuser. Es ist sehr interessant zu sehen, wie zu früheren Zeiten gekocht und vor allem wie Nahrungsmittel konserviert wurden. Für das Letztere gibt es in dem Haus freie Stellen in der Wand, in denen Krüge stehen. Dort war es kühler, so dass Nahrungsmittel dort eingelagert werden konnten.

Ein paar Tage vor unserer Fahrt nach Georgien haben wir uns die Burg Eltz in der Eifel angesehen. Die dort aufgebaute Küche hatte die gleichen Gerätschaften und Funktionen wie im Freilichtmuseum in Tbilissi. Eine Feuerstelle, gerne mitten im Raum, darüber eine Aufhängung für einen Kessel, auf der man mit einer Kette oder einer Zahnreihe die Temperatur des Kochens regulieren konnte. 4.000 km Entfernung, das gleiche Prinzip. Darüber ein Dunstabzug.

Etwas weiter den Berg hoch ein Haus mit einer Feuerstelle in der gleichen Funktion. Das Besondere hier: Das Haus ist halb in den Hang hineingebaut. Fenster gibt es hier nicht. Das Licht fällt von oben ein, die Öffnung dient gleichzeitig als Rauchabzug. In der Sommerhitze bleibt das Haus durch die Kühle des Erdreichs und die fehlenden Fenster angenehm temperiert. Auf der Hangseite sind zudem wieder gemauerte Lücken in der Wand, um Nahrungsmittel kühl zu stellen.

Tonis Puri frisch aus dem Ofen

Wir waren an einem Samstag im Museum. Ein Glücksfall, denn eine Mitarbeiterin des Museums kommt extra jeden Samstag aus Kacheti, um Tonis Puri zu backen. Der Teig wird geknetet, muss eine Zeitlang gehen. In der Zwischenzeit wird der nach oben offene Ofen angeheizt. Der fertig gereifte Teig wird mit einem Schwung an die Innenwand des Ofens geworfen und nach wenigen Minuten mit einem gekrümmten Haken aus dem Ofen geholt. Aus diesem Arbeitsgang resultieren die Form eines Tonis Puri und das Loch im Brot. Wir bekamen ein noch warmes Exemplar mit Schafskäse aus Kacheti. Es geht doch nichts über frisches Brot!

In einem weiteren Haus sind die Gerätschaften zu sehen, mit denen Wein hergestellt wird. Von der Kelter, in denen die Trauben mit Füßen getreten werden, über die Weinpresse bis hin zu dem Destillationsapparat, mit dem der georgische Chacha gebrannt wird. Vor dem Haus sind mehrere Kwewri in den Boden eingegraben, andere Exemplare liegen vor dem Haus. In diesen Tongefäßen wird traditionell der georgische Wein hergestellt.

Direkt hinter dem Eingang des Museum gibt es ein Amphitheater und ein kleines Café mit kaltem Wasser und Eis.

TBS Ethnografisches Museum

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