Kacheti: Besuch bei einem Weinproduzenten
Weniger Probleme bei der Sprache als beim Besuch des Museums von Ilia Tschawtschawadse gab es beim Besuch bei einem Weinproduzenten. Ich möchte hier weder Werbung machen noch ein bestimmtes Weingut hervorheben: Kacheti ist die Region in Georgien, in der mit Abstand der meiste Wein produziert wird. Viele der Weingüter hier haben exzellente Produkte auf den Markt gebracht und je nach Geldbeutel, Vorlieben und Geschmack kommt hier wirklich jeder auf seine Kosten. Zur Zeit unseres Besuchs im September 2021 hatten der Telawi Wine Cellar und GWS touristische Arbeiten eingestellt, ein schöner Anlass, dies zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen; auch Schuchmann muss noch ein wenig auf einen Besuch warten. Wir haben uns für Shumi entschieden.
Weinproduktion seit 1997 in Kacheti
Das Unternehmen besteht eigenen Angaben zu Folge seit 1997 und hat 2001 mit der Produktion von Wein begonnen. Das Wappentier des Unternehmens ist der Phaskunji – ein Fabelwesen aus dem Kopf eines Adlers und dem Körper eines Löwen, der den Menschen die Weinrebe brachte, vergleichbar mit der Sage des Prometheus, der den Menschen das Feuer brachte. Der Name Shumi bedeutet auf alt-georgisch soviel wie „der beste Wein“. Der mythologische und sprachliche Unterbau ist damit Programm, das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, qualitativ hochwertige Weine zu produzieren und nicht nur Massenware. Dies sind pro Jahr immerhin rund 2 Millionen Flaschen.
Archäologische Fundstücke des Weinbaus in Georgien
Dabei ist das Unternehmen nicht nur darauf aus, die Produktion zu optimieren, sondern hat auch zwei weitere wissenschaftliche Standbeine. In einer Zusammenarbeit mit dem Nationalmuseum in Tbilissi gibt es eine Ausstellung mit archäologischen Fundstücken aus der Region Kacheti, die in Zusammenhang mit Weinproduktion stehen. Hinter Glas geschützt kann man so einen 3.100 Jahre alten Kwewri bestaunen, dessen Bruchstücke zu einem fast kompletten Gefäß zusammengesetzt worden sind. Mehrere Karten und weitere Funde untermauern 8.000 Jahre Tradition Weinbau in Georgien.
Weinreben vieler Länder zur Forschung
Am Eingang zum Weingut sind mehrere Weinreben aufgestellt. Man wundert sich: Neben Saperavi und anderen georgischen Rebsorten tauchen plötzlich Riesling und Soave auf? Shumi hat sich als weiteres Ziel gesetzt, Forschung für den Weinbau zu betreiben. Dazu baut man nicht nur bestehende Weinsorten an. Endemische Weinsorten wie die Rebe Kisi, bereits fast ausgestorben, hat man hier zum Leben erweckt und vor dem Vergessen gerettet. Das Feld mit den Reben dient der Forschung und dem Zweck, das Zusammenspiel einheimischer und fremder Weinsorten zu erproben. Ein Detail am Rande: Vor jedem Rebstock wächst eine Rose. Diese edlen Pflanzen sind empfindlicher als der Wein; wenn die Rose von einem Schädling befallen wird, stirbt sie zuerst ab und es bleibt Zeit, der Rebe zu helfen.
Der georgische Wein reift im Kwewri
Zur Zeit unseres Besuchs in der zweiten Hälfte des Septembers 2021 war die Weinlese in Kacheti im vollen Gange, wie man an den Lastwagen auf der Straße sehen konnte. Im Weinkeller von Shumi konnte man die Kwewris im Einsatz sehen. Für die auf Flaschen gezogenen Kwewri-Weine werden die gepressten Trauben in Kwewris mit 2.000 Litern Volumen gefüllt. Über zwei Wochen hinweg gärt der Most mit eigener Hefe von den Trauben und zugesetzter Hefe. Nach einer weiteren Reifezeit wird der Wein in Fässer gepumpt und nach entsprechender Reifezeit in Flaschen abgefüllt. Damit entstehen Weine, die spezifisch für Georgien sind.
Bei einer Weinprobe kann man diese erkunden. Ich entschied mich für mehrere Kwewri-Weine. Es ist nicht nur das typische Aroma der georgischen Rebsorten wie Saperavi; zwei dieser Weine hatten die typische Farbe des Bernstein, die den Wein aus dem Kwewri auszeichnet, der mit den Schalen zusammen gereift ist. Alle verkosteten Weine waren ausgezeichnet – diese Art der Verarbeitung von Wein ist einzigartig.