Die Tänze in Georgien
In den Jahrhunderten der Tradition des georgischen Tanzes haben sich verschiedene Arten des Tanzes herausgebildet, die wir Ihnen hier vorstellen möchten.
Kartuli
Kartuli (ქართული)
Dieser Tanz erinnert das Publikum an eine Hochzeit und trägt einen eher romantischen Charakter. Er wird als Paartanz eines Mannes und einer Frau aufgeführt. Der Mann symbolisiert dabei Würde und die Liebe, die Frau Sanftheit und Anmut.
Dabei drückt der Mann seinen Respekt der Frau gegenüber dadurch aus, dass er sie körperlich niemals direkt berührt. Dafür richtet er die Augen auf die Frau, als wäre sie der einzige Mensch auf der Welt. Die Frau hingegen übt sich in Zurückhaltung und richtet den Blick niemals nach oben. Der Tänzer bewegt sich mit steifem Oberkörper über die Bühne. Die Frau gleitet einem Schwan auf einem See gleich über die Bühne.
Kartuli gilt als einer der schwierigsten Tänze überhaupt. Als beste Tänzerinnen und Tänzer gelten Nino Ramischwili, Iliko Suchischwili, Iamze Dolaberidse und Pridon Sulaberidse.
Khorumi
Khorumi (ხორუმი)
Bei diesem Tanz handelt es sich um einem Kriegstanz, der aus der Region Adscharien stammt. Ursprünglich wurde der Tanz nur von wenigen Männern aufgeführt. Mit der Zeit sind die Ensembles gewachsen und heute können 30, 40 Tänzer an einer Aufführung teilnehmen.
Am Inhalt des Tanzes hat sich dabei nichts geändert. Der Tanz symbolisiert das Leben in der georgischen Streitmacht. Als Vorspiel zeigt er die Suche nach einem eigenen Lager und dem Lager der Feinde. Dann kommt es zum offenen Kampf. Schließlich feiert man den Sieg.
Der Tanz soll an die kriegerischen Auseinandersetzung in der georgischen Geschichte erinnern. Als Resümee zeigt sich, dass man Krieg führen müsse, um den Frieden zu sichern.
Adscharuli
Adscharuli (აჭარული)
Der Tanz Adscharuli stammt, wie der Name vermuten lässt, ebenso wie Khorumi aus der Provinz Adscharien am Schwarzen Meer in Georgien. Von anderen Tänzen unterscheidet sich Adscharuli durch farbenfrohe Kostüme und einen eher spielerischen Charakter der Bewegungen der Tänzer. Er zeichnet sich durch eine Stilisierung der Werbung zwischen Mann und Frau aus. Anders als beim Kartuli ist dieser Tanz durch Spielereien und Leichtigkeit der Beziehungen zwischen den Geschlechtern charakterisiert.
Partsa
Partsa (ფარცა)
Partsa stammt aus der Region Guria, deren Menschen in Georgien als sehr fröhlich gelten. Entsprechend zeichnet sich Partsa durch Schnelligkeit, Rhythmus, feierliche Stimmung und Farbenfreude aus. Die Tänzer schweben gleichsam über die Bühne. Beim Publikum soll die Feierlaune gesteigert werden.
Kazbeguri
Kazbeguri (ყაზბეგური)
Auch dieser Tanz trägt seine Herkunft im Namen – der Kazbegi ist der höchste Berg in Georgien im nördlichen Kaukasus, aus dem dieser Tanz stammt. In diesem Tanz sind mehrere Traditionen und kulturelle Einflüsse verwoben. Der Tanz zeigt die kalte und harte Bergwelt durch kraftvolle und geradlinige Bewegungen. Damit sollen die Zähigkeit und Ausdauer der Bevölkerung in den Bergen in Georgien symbolisiert werden.
Dieser Tanz wird nur von Männern auf die Bühne gebracht.
Khanjluri
Khanjluri (ხანჯლური)
Bei diesem Tanz geht es um einen sportlichen Wettbewerb zwischen Männern. Die Tänzer treten in der traditionellen Tracht eines georgischen Schafhirten an und kämpfen mit Dolchen gegeneinander. Dabei wechseln sich die Tänzer untereinander ab.
Dieser Tanz setzt eine exzellente sportliche Konstitution des Tänzers voraus, denn nicht nur der Kampf verlangt eine ausgezeichnete Körperbeherrschung, sondern auch die Sprünge, die Khanjluri seinen besonderen artistischen Charakter verleihen.
Chewsuruli
Chewsuruli (ხევსურული)
Der Tanz Chewsuruli stammt aus der Provinz Chewsureti im nördlichen Kaukasus in Georgien. Er gilt als der Tanz, der die Charakterzüge aller georgischen Tänze am stärksten auf sich vereinigt. In ihm zeigen sich Liebe, Respekt vor den Frauen, Mut, Zähigkeit, Wettbewerb, Fähigkeiten, Schönheit und Farbenfreude in einem.
Die Handlung des Tanzes beginnt mit einem flirtenden Paar aus Mann und Frau. Plötzlich stört ein anderer Mann das Paar und hält um die Hand der Frau an. Zwischen den beiden Männern entbrennt nun ein wilder Kampf um die Gunst der Angebeteten. Wenn aber die Frau ihr Taschentuch zwischen die Streithähne wirft, hören sie augenblicklich mit dem Kampf auf. Dies aber nur solange, wie die Frau auf der Bühne ist, denn wenn sie diese verlässt, entbrennt der Kampf von Neuem, bei dem sich der erste Mann dann auch gegen eine ganze Gruppe von Konkurrenten zur Wehr setzen muss. Oft steht es eins zu drei für den Verteidiger. Wenn dann die Frau erneut die Bühne betritt und ein Taschentuch zum Einsatz kommt, endet der Kampf, wenn auch mit offenem Ende, wer nun den Zuschlag bei ihr erhält...
Bei dem Kampf kommen Schwerter und Schilde zum Einsatz. Der Kampf gilt als sehr artistisch. Nicht nur der reine Tanz, auch der Gebrauch der Waffen erfordern handwerkliches Können und ständiges Üben, damit bei einer Aufführung niemand zu Schaden kommt.
Mtiuluri
Mtiuluri (მთიულური)
Auch dieser Tanz stammt aus den Bergen in Georgien. Ähnlich wie beim Chewsuruli geht es beim Mtiuluri um einen Wettbewerb. Anders ist jedoch, dass es nicht um einen Wettbewerb zwischen einem Tänzer und einer Gruppe geht, sondern auf beiden Seiten zwischen zwei Gruppen von Tänzern.
Der Tanz beginnt mit den beiden Gruppen, die sich mit anspruchsvollen Darbietungen gegeneinander übertreffen wollen. Dann schweben Tänzerinnen auf die Bühne. Im Anschluss bieten einzelne Tänzer ihr Bestes auf, tanzen auf der Spitzen und fallen auf die Knie. Der Tanz schließt mit einem Finale ab, in dem jeder Solist noch einmal sein Bestes gibt.
Kintouri
Kintouri (კინტოური)
Kintouri kommt aus der Stadt und versinnbildlicht das Leben in der alten georgischen Hauptstadt Tbilissi. Der Begriff „Kintos“ steht für kleine Händler. Sie waren in schwarze Trachten gekleidet und trugen ihre Waren auf dem Kopf, meist Obst und Gemüse. Zum Abwiegen nutzte der Händler eine Waage, die er an seiner Hüfte bei sich trug.
Der Tanz gilt als unterhaltsam und soll Leichtigkeit ausstrahlen.
Samaia
Samaia (სამაია)
Dieser Tanz geht auf einen heidnischen Ursprung zurück. Er wird von einer Gruppe von drei Tänzerinnen ausgeführt. Heutzutage gilt er als Versinnbildlichung der Königin Tamar und ihres Ruhmes.
Dabei sollen die drei Tänzerinnen die drei Stationen des Lebens von Königin Tamar darstellen*, als junge Prinzessin, als weise Mutter und als mächtige Königin. Der Tanz symbolisiert Schönheit, Macht und Ruhm der Regierungszeit von Königin Tamar.
* Georgisch sami = drei, vergleiche Sameba: Heilige Dreifaltigkeit
Jeirani
Jeirani (ჯეირანი)
Dieser Tanz wurde u. a. von Nino Ramischwili choreographiert. Er symbolisiert eine Jagdszene, wendet dabei Stilmittel des klassischen Balletts an. Dabei übt sich die Tänzerin nicht in der klassischen Zurückhaltung, sondern springt über die Bühne und zeigt das artistische Können einer klassischen Balletttänzerin.
Karatschocheli
Karatschocheli (ყარაჩოხელი)
Bei diesem Tanz stehen die städtischen Handwerker im Mittelpunkt. Die Tänzer sind dabei in traditionelle schwarze Trachten gekleidet. Der Tanz steht für harte Arbeit, aber auch für ein sorgenfreies Leben. Er symbolisiert die Liebe des Mannes zum Leben, zum georgischen Wein und zu schönen Frauen.
Dawluri
Dawluri (დავლური)
Dawluri bezieht sich ähnlich wie Kintouri und Karatschocheli auf das Leben in Tbilissi, symbolisiert aber Oberschicht der Stadt. Die Choreographie von Dawluri gilt als weniger formell und zeigt eher Leichtigkeit. Auf der Bühne sind dabei Paare von Tänzer und Tänzerinnen aktiv. Der Tanz stellt den Charakter eines aristokratischen Festes dar.
Mchedruli
Mchedruli
Beim Mchedruli handelt es sich um einen Reitertanz. Dieser beginnt mit schnellem Tempo und steigert sich in gewaltsamer Schnelligkeit. Die Beine der Tänzer symbolisieren dabei die Bewegungen der Pferde, Oberkörper und Arme hingegen stellen den Kampf mit dem Gegner dar.
Parikaoba
Parikaoba
Dieser Kriegstanz stammt wie auch der Chewsuruli aus der Bergregion Chewsureti im nördlichen Kaukasus in Georgien. Eine Frau kommt auf die Bühne und sucht nach ihrem Geliebten. Dieser kommt auf die Bühne liefert sich Kämpfe mit Konkurrenten, dabei kommen Schwert und Schilde als Waffen zum Einsatz. Sobald die Frau ihren Haarschmuck abnimmt und zwischen die Streitenden wirft, endet der Kampf. Wenn sie die Bühne verlassen hat, entbrennt beim Parikaoba wie beim Chewsuruli der Kampf erneut.