Tsaghveri: Luftkurort zwischen Borjomi und Bakuriani

Die Gegend um Borjomi ist ein attraktives Reiseziel für Menschen in Georgien. Wer aus der Hauptstadt kommt, kann hier den Sommer mit weniger drückender Hitze in besserer Luft genießen. Dies haben wir in den letzten Jahren selbst in Borjomi, Bakuriani und Likani erlebt. Dieses Jahr sind wir auf halber Strecke zwischen Borjomi und Bakuriani im Luftkurort Tsaghveri stecken geblieben.

Das Dorf liegt ca. 200 m höher als Borjomi auf halber Strecke nach Bakuriani, von hier aus beginnt der Aufstieg die letzten 500 m hoch in den Talkessel des Wintersportortes.

Tsaghveri selber ist als Luftkurort bekannt. Viele Familien vermieten Zimmer in ihren Häusern. Da wir nur ein paar Tage bleiben wollen, steigen wir in einem Hotel im Zentrum des Dorfes ab. Das hat Vor- und Nachteile. Unser Fenster geht zur Straße hinaus, wenn ein Lastwagen vorbei rumpelt, wackelt das Haus. Dafür sind alle wichtigen Einrichtungen zu Fuß zu erreichen. Und man bekommt selbst kurz vor Mitternacht noch Knabberzeug oder ein Bier in einem der Läden nebenan. Wir buchen Vollpension. Dreimal am Tag Buffet! Es hat sich gelohnt.

Timotesubani

Vom Zentrum des Dorfs kann man sich mehrere Sehenswürdigkeiten zu Fuß erwandern. Mehrere Ziele sind ausgeschildert, was in Georgien bislang keine Selbstverständlichkeit war. Wir laufen den Gujarula hinauf. Der Weg führt durch eine Schlucht, oberhalb derer eine alte Festung liegt. Am Ausgang der Schlucht zweigt ein Weg über den Fluss ab. Hier gelangt man nach Bakuriani und zum Gvirgvina. Ein Anwohner, der ein kleines Stück Land an der Straße bearbeitet, schwärmt uns von der Aussicht von dort oben vor. Nun, der Berg ist rund 2.200 m hoch und das sind vor hier aus knapp 1.200 Höhenmeter – ein schönes Ziel für eine Tagestour, bei der man sich das Buffet am Abend verdient hat.

Kloster Timotesubani

Wir lassen es etwas ruhiger angehen und wandern nach Timotesubani. Das Dorf liegt nur rund 100 m weiter oben und am Ende der Bebauung ist das gleichnamige Kloster. Auf dem Weg den Berg hoch locken mehrere Gästehäuser und Honig aus der Region am Wegesrand.

Das Kloster Timotesubani selber weist einige architektonische Besonderheiten auf. Viele Kirchen in Georgien sind aus Stein gebaut. Diese jedoch ist aus Ziegeln gebaut worden. Wer am Niederrhein ausgewachsen ist, fühlt sich sofort heimisch. Dieser andere Baustoff fällt vor allem auf, wenn man die Kirche von innen bestaunt. Die Ziegel sind teilweise verputzt, damit die Kirche mit Fresken von innen ausgemalt werden konnte. An einigen Stellen fehlt jedoch der Putz und das Mauerwerk ist sichtbar. Wie bei vielen Kirchen in Georgien wird jedoch auch hier an der Renovierung gearbeitet.

Brücke und Bahn

Am zweiten Tag unseres Besuchs versuchen wir uns weitere Ziele in Tsaghveri zu erlaufen. Die Eiffel-Brücke finden wir nicht. Bei der Aufbereitung der Reise später in Tbilissi stelle ich fest, dass wir nur rund 200 m von der Brücke entfernt waren. Laut georgischer Eisenbahn soll die Brücke tatsächlich im Auftrag der Romanows, die ein Sommerhaus in Borjomi hatten, von Gustave Eiffel geplant worden sein. Das Metallfachwerk ähnelt jedenfalls der Konstruktion des Eiffelturm.

Die Brücke ist Bestandteil der Bahnstrecke Borjomi-Bakuriani. Diese wurde nach 4 Jahren Bauzeit 1901 eröffnet. Sie ist als Schmalspurbahn mit einer Spurweite von 900 mm ausgeführt. Der Betrieb wurde zuerst mit Dampfloks ausgeführt, seit 1967 mit elektrischen Lokomotiven. Die 37 km lange Reise dauert 2,5 Stunden. Eine alte Dampflok steht am Ortsausgang von Borjomi. Die Trassenführung weist auf dem Gebiet von Tsaghveri mehrere Schleifen auf, um den Höhenunterschied zwischen Borjomi und Bakuriani zu überwinden. Heute kann man auf dem Gleiskörper spazieren gehen, es herrscht relativ wenig Verkehr und die gefahrenen Geschwindigkeiten sind erheblich geringer als beim ICE. Außerdem wird die Strecke nur von zwei Zugpaaren pro Tag befahren.

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