Tbilissi Neustadt: Rustaweli-Prospekt, Museen und Restaurants
Die Neustadt in Tbilissi ist ein Ort, an dem das Leben pulsiert. Besucher spüren dies an den Menschen, die sich entlang des Rustaweli-Prospekts bewegen, sei es zu Fuß oder mit dem Auto. Man merkt dies aber auch an den zahlreichen Bauten, die in den vergangenen Jahren neu in die Höhe geschossen sind und Tbilissi heute das Antlitz einer modernen Großstadt geben. Seit dem Jahrtausendwechsel sind nicht nur Hochhäuser und Bauten mit ausgefallener Architektur entstanden, auch sind mehrere Plätze neu gestaltet und eine Brücke für Fußgänger verbindet die beiden Ufer des Mtkwari. Fast jedes Jahr, wenn man erneut Tbilissi besucht, gibt es neue Gebäude zu entdecken.
In der Innenstadt liegen mehrere Schaltstellen der Macht in Georgien. Das Parlament war für Jahrzehnte der Ort, an dem wichtige Demonstrationen stattfanden. Seit der Regierung Saakaschwili wird dieses Gebäude nun umgenutzt. Die Staatskanzlei befindet sich hier, das Rathaus und die Stadthalle. Für Touristen und Feierwillige gibt es eine Flaniermeile und viele Möglichkeiten, sich mit Souvenirs einzudecken. Cafés, Restaurants, Imbisse und Nachtclubs laden zum Verweilen ein.
Stadtbefestigung bildet Grenze zur Altstadt
Das Areal der Neustadt in Tbilissi schließt sich nördlich an die Altstadt an. Als Grenze ist heute die alte Stadtbefestigung zu erkennen. Die Mauer ist entlang der Barataschwili-Straße freigelegt und man kann die alten Mauerwerke ertasten. Auf den Resten der Mauer sind vielfach Häuser entstanden, bei denen die Erbauer die halbrund vorspringenden Fundamente von Türmen genutzt haben, um darauf Häuser zu errichten.
Rathaus und Platz der Freiheit
Von der Altstadt aus gesehen bildet der Platz der Freiheit die Grenze zur Neustadt. Allein schon am Namen des Platzes zeigen sich die verschiedenen Phasen der Geschichte, die Georgien und seine Hauptstadt durchlebt haben. Früher der Jeriwan-Platz, benannten die Sowjets ihn in Lenin-Platz um. Seit der Unabhängigkeit Georgiens heißt er nun Platz der Freiheit.
Der als großer Kreisverkehr angelegte Platz zeigt auch in seinen Bauten die Zeitgeschichte. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verfolgten russische Baumeister das Ziel, das bislang bestehende bauliche Durcheinander von Gebäuden in Tbilissi neu zu ordnen. Viele Großbauten entstanden, dabei hinterließen eine Reihe deutscher Architekten ihre Spuren in Tbilissi. Das Rathaus ist eine dieser in Stein sichtbaren Spuren. Der Sitz der Stadtspitze entstand ab 1880 nach Plänen des deutschen Architekten Paul Stern.
Rund 130 Jahre später hinterließ die Regierung Saakaschwili ihre Spuren auf dem Platz. In der Mitte entstand eine Säule mit einer goldenen Figur des Schutzpatrons aller Georgier: Der heilige Georg beim Töten eines Drachens.
Bauten und Parks erinnern an georgische Geschichte
Ein Stück weiter zum Mtkwari hin ist der Sitz der Stadtverwaltung in einem weiteren Gebäude aus der Zeit der Regierung Saakaschwili, das mit seinem pilzförmigen Dach weithin sichtbar ist. Direkt nebenan ist der Sitz der Georgischen Nationalbank.
Im Norden der Stadthalle befindet sich der Park der Muttersprache. Dieser Park erinnert an den 14. April 1978. Die sowjetische Führung in Moskau wollte die georgische Amtssprache durch die russische Sprache ersetzen. Es kam zu mehrtägigen Aufständen in Tbilissi. Der Sekretär der georgischen Kommunistischen Partei Eduard Schewardnadse entschied, dies Vorhaben nicht umzusetzen. An die erfolgreichen Demonstrationen mehrerer Zehntausend vor allem junger Menschen in Georgien erinnert dieser Park mit einem großen Denkmal.
Museen für Geschichte und Kultur
Neben den Schaltstellen der Macht sind in der Neustadt in Tbilissi auch wichtige Orte der Kultur und des Erinnerns untergebracht. Mehrere Museen zeigen die Werke georgischer Künstler. Das Museum der Schönen Künste an der Puschkin-Straße zeigt Werke georgischer Maler und wechselnde Ausstellungen. Die Nationalgalerie von Dimitri Schewardnadse zeigt ebenfalls wechselnde Ausstellungen. Als ständige Werke kann man hier die wichtigsten Maler Georgiens begutachten. Hier hängen u. a. Werke von Niko Pirosmani, Elene Achwlediani und Lado Gudiaschwili. Eine Sammlung von Werken des Malers Lado Gudiaschwili befindet sich in der nach ihm benannten Straße. Hervorstechendes Merkmal sind Zeichnung von Gudiaschwili, in der er seinen Ärger über den Umgang der sowjetischen Machthaber mit ihm verarbeitet hat.
Das georgische Nationalmuseum legt seinen Fokus auf die georgische Geschichte. Von unten nach oben werden die Themen jünger. Im Keller präsentiert das Museum die Funde des Homo Erectus aus Dmanissi, die Wissenschaftsgeschichte geschrieben haben. Weitere Funde bringen dem Besucher die Steinzeit und die Antike näher. Im obersten Stockwerk befindet sich das Museum der sowjetischen Besatzung, das an rund 880.000 georgische Todesopfer und die Zeit der stalinistischen Säuberungen erinnert.
Rustaweli-Prospekt
Der Rustaweli-Prospekt ist eine wichtige Verkehrsader für Tbilissi, aber auch der Ort, an dem das Leben in der Innenstadt pulsiert. Wer diese Flaniermeile erkunden möchte, kann an einer der beiden Metrostationen beginnen, die an beiden Enden der Straße liegen. Vom Platz der Freiheit aus passiert man das Nationalmuseum und die Nationalgalerie.
Daneben steht die Kaschweti-Kirche. Sie wurde zwischen 1904 und 1906 als Kopie der in der Nähe von Mzcheta gelegenen Bischofskathedrale Samtawissi erbaut. Für die Planungen verantwortlich war der deutsche Architekt Leopold Bielfeld. An der Stelle der heutigen Kirche stand bereits zuvor ein Gotteshaus. Dieses fiel einer sich täglich wiederholenden Handlung in Tbilissi zum Opfer: Im benachbarten Alexanderpark, heute Park des 9. April, wurde täglich um 12:00 Uhr eine Kanone zur Einläutung der Mittagszeit abgefeuert. Nach mehreren Jahrzehnten hatten die wiederholten Detonationen der Kanone die Bausubstanz der Kirche soweit geschädigt, dass diese abgerissen werden musste.
Auf der anderen Seite der Nationalgalerie schließen sich ein Hotel und das Schota-Rustaweli-Theater an. Dieses war zu früheren Zeiten ein wichtiger Treffpunkt für die Kunstszene in Tbilissi. Im Keller des Theaters befand sich das legendäre Café „Kimerioni“, in dem sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Künstlergruppe „Blaue Trinkhörner“ gründete. Nur wenig weiter liegt das Gebäude der Oper, in dem auch Ballett getanzt wird.
Hotel oder Hostel zum Übernachten in Tbilissi
Wer mehrere Tage in der Innenstadt von Tbilissi blieben möchte, hat mittlerweile eine ganze Reihe von Möglichkeiten für fast jeden Geldbeutel. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Hostels und Gästehäuser in Neustadt und Altstadt in die Höhe geschossen. Diese bieten einem Besucher nun auch mit kleinem Budget die Möglichkeit einer Übernachtung in Tbilissi.
Die Hotels in der Innenstadt liegen eher in der oberen Preiskategorie. Mittlerweile hat fast jede große internationale Hotelkette eine Niederlassung in Tbilissi. Es sind eine ganze Reihe von Neubauten entstanden, in denen Gäste untergebracht werden können.
In der Vergangenheit war die Zahl der Hotelbetten in Tbilissi eher beschränkt. Das am besten sichtbare Hotel war das „Iweria“, früher von der staatlichen Reiseagentur Intourist betrieben. Nach dem Ende der Sowjetunion und dem Bürgerkrieg in der abtrünnigen Teilrepublik Abchasien war dieses Hotel ein Mahnzeichen für den Krieg. Über Jahre hinweg waren hier Flüchtlinge untergebracht, nicht unter den besten Bedingungen. Die Regierung Schewardnadse nutzte dieses Hotel als Faustpfand für die ungelösten Konflikte in Georgien. Das änderte sich in der Zeit der Regierung Saakaschwili. Diese ließ das Hotel nach der Jahrtausendwende räumen, was nicht ohne Härten für die Flüchtlinge von statten ging. Anschließend wurde das Gebäude in ein modernes Hotel umgebaut und neu eröffnet.
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Wichtige Bauwerke in der Neustadt von Tbilissi stammen aus der Feder deutscher Architekten