Bakuriani - ein Dorf sieht in die Röhre
Die Entscheidung, nach Bakuriani zu fahren, fällt spontan. Wir sind keine 24 Stunden in Tbilisi, mein Schwager hat in der kommenden Woche viel zu tun, also entscheiden wir uns am Sonntag Abend zu fahren. Vielleicht habe ich auf der Strecke nach Gori und Chaschuri heraus früher immer zuviel auf dem Beifahrersitz geschlafen, aber der Verkehr auf der S-1 scheint zugenommen zu haben. Die Überholmanöver auf der Straße sind oft halsbrecherisch, im Gegensatz zu Deutschland aber fährt der Gegenverkehr rechts, wenn man einen Lkw mit der Rußfahne einer Müllverbrennungsanlage überholt.
Kleiner Tipp für georgische Autofahrer in Deutschland: Vertrauen Sie niemals darauf, dass andere die Augen aufmachen.
Spät abgefahren, kommen wir erst nach Einbruch der Dämmerung in Bakuriani an. Das erste Hotel, in dem wir einkehren wollen, ist ausgebucht. Schon das zweite hat einige Zimmer frei. Strom, WC, fließend kalt und warm Wasser - Alles Dinge, die ich in meiner Studentenbude in den ersten Jahren in Köln nicht hatte.
Informationen zu Bakuriani
1.700 Meter über NN. Der Ort liegt in der Nordabdachung des Trialetischen Gebirges. Schnee von Dezember bis Ende März, Höhe bis 64 cm. Entfernung von Borjomi 30 km. Natürliche Vegetation Tannenwälder.
Bau der Pipeline ist überall zu sehen
Wir machen einen nächtlichen Spaziergang durch das Dorf. Den Zustand der Straße kann man nur erahnen, eine Straßenbeleuchtung gibt es nicht. Vor dem großen Hotel im Zentrum Bakurianis stehen jede Menge Toyota-Pick Ups. Schon die teilweise in englisch gehaltenen Schilder auf der Strecke von Bordshomi bis hierher weisen darauf hin, daß hier die BTC gebaut wird, die Pipeline, die ab 2005 Öl aus dem Kaspischen Meer nach Ceyhan ans türkische Mittelmeer pumpen soll. Erst eine knappe Woche vor unserer Abreise hatte das georgische Umweltministerium den Weiterbau der Röhre in diesem Abschnitt gestattet, nachdem es zwei Wochen zuvor einen Baustopp verhängt hatte. Grund dafür waren Mängel beim vorgesehenen Umweltschutz der Pipeline, die hier durch sensible Naturlandschaften führt. Das Baukonsortium unter Leitung der BP hatte nachgebessert und will die Pipeline nun besser isolieren sowie tiefer legen.
Bakuriani in der Nacht
Aber das ist nur die eine Seite der Medaille. Viele Menschen haben nun Geld, um ihr Haus zu renovieren. Einige müssen dies aber auch, denn die schweren Lkws der Pipeline haben durch die Erschütterungen ihre Häuser beschädigt.
Der Rückweg zum Haus gestaltet sich schwierig. Zwar sind Häuser und Schilder beleuchtet und die letzten 4 Kreuzungen habe ich mir beim Hinweg eingeprägt. Aber die letzte Zufahrt zum Hotel finde ich nicht. Dafür finden uns die Hunde auf dem Nachbargrundstück. Schließlich fällt mir wieder ein, wo es lang ging, aber auch erst nachdem unsere sämtlicher notwendiger Sprachen mächtige Führerin den Hausherren von schräg gegenüber gerufen hatte.
Und über all dem leuchtet in dieser Nacht der klarste Sternenhimmel, den ich in meinem Leben bisher gesehen hatte. Zum ersten Mal sehe ich die Milchstraße als Band am Himmel über mir.
Weiter: Bakuriani - Wandern ohne Wege
Bakuriani
Übersicht aller Reiseberichte 2004
Hier kommen Sie zurück zur Übersicht aller Reiseberichte 2004