Nekresi-Kloster bei Kwareli: Kulturerbe in Georgien

Nicht in allen Fällen haben die Kirchen- und Klosterbauten in Georgien neues Land erschlossen. Im Fall des georgisch-orthodoxen Kloster Nekresi gab es an gleicher Stelle bereits eine Siedlung, an deren Stelle man ab dem 4. Jahrhundert ein Kloster errichtete. Somit fällt die Gründung von Nekresi auf das 1. oder 2. Jahrhundert vor Christus. Ab dem 4. Jahrhundert begann man das Christentum in Georgien einzuführen und damit wurde das Kloster Nekresi ein wichtiger Ort. Zu einer späteren Zeit war das Nekresi-Kloster ein Bischofssitz mit einem Bistum, das weit bis ins heutige Dagestan reichte.

Lage des Kloster Nekresi in Georgien

Das Kloster Nekresi liegt auf einem Bergrücken in der georgischen Region Kacheti zwischen den Orten Schilda und Kwareli. Der Komplex liegt ca. 200 Meter oberhalb der Ebene und ist über eine recht steile, aber gepflasterte Straße mit Auto, Fahrrad oder zu Fuß erreichbar. Die Lage ist aus historischer Sicht sehr gut gewählt: Zum einen ist der Bergrücken leicht gegen Angreifer zu verteidigen, zum anderen ist der Ort über das Tal des Alasani schnell zu erreichen. Dies hatte Auswirkungen auf die Funktion des Klosters, denn hier war der Sitz eines Bistums, das sich bis ins heutige Dagestan erstreckte. 

Geschichte von Kloster und Bischofssitz Nekresi

Die Gründung des Klosters geht auf das 4. Jahrhundert zurück, ab dem 6. Jahrhundert soll Abibo von Nekresi, einer der 13 Syrischen Väter, hier gewirkt haben. In dieser Zeit entstand in Nekresi eine dreischiffige Basilika, damit bildete sich dieser Bautyp der georgisch-orthodoxen Kirche speziell für die Region Kacheti heraus. In den folgenden Jahrhunderten entstanden in Georgien weitere dreischiffige Kirchen. Als das Kloster zu dieser Zeit Bischofssitz wurde, baute man einen zweistöckigen Palast für den Bischof, der bis zum 19. Jahrhundert genutzt wurde. Dieser Palast ist heute eine Ruine. Im 16. Jahrhundert baute man einen Turm auf dem Gelände des Klosters. 

Nach einer Reihe von Überfällen durch Banden aus Dagestan entschied man sich im Jahr 1785 dafür, den Bischofssitz von Nekresi ins ca. 4 km entfernte Schilda zu verlegen, weil man dort eine größere Sicherheit gewährleistet sah. Dem Kloster drohte aber noch eine weitere Gefahr von anderer Seite: Nach der Annektierung Georgiens durch das russische Zarenreich übernahm die russische Amtskirche die georgisch-orthodoxe Kirche, das Bistum Nekresi wurde abgeschafft und der Konvent aufgehoben. 

Mit dem Ende der Sowjetunion kam auch das Leben ins Kloster Nekresi zurück. Das Bistum wurde 1995 neu gegründet, ab 2000 zogen wieder Mönche ins Nekresi-Kloster ein. In den Jahren 2008 bis 2010 begann man mit archäologischen Grabungen und restaurierte die Gebäude des Klosters. 

Abibo von Nekresi predigt das Christentum in Georgien

Der Heilige Abibo von Nekresi gehört zu den 13 Syrischen Vätern, die einen wichtigen Einfluss bei der Verbreitung des Christentums in Georgien hatten. Von Nekresi aus predigte St. Abibos das Christentum östlich des Aragwi und weit bis nach Dagestan hinein. Dabei ging er vor allem gegen die Anhänger des Zarathustrismus vor, die im Tal vor dem Bergrücken, auf dem das Kloster steht, nach dem aktuellen Stand der Forschung einen eigenen Tempel hatten. St. Abibo wurde bei seiner Arbeit gefangen genommen und getötet. 

Aufgaben des Kloster Nekresi

Wie auch in anderen Klöstern und nicht nur in Georgien hatte das Kloster Nekresi nicht nur religiöse Aufgaben. Auf dem Gelände des Klosters findet man eine Weinkelterei und mehrere in die Erde eingelassene Kwewris, mit denen Wein produziert wurde. Zudem gab es Schreiber, die Bücher übersetzten und kopierten, sowie Bildungsaufgaben im Kloster. 

Der Sonnentempel oder Feuertempel von Nekresi

In der Ebene vor dem Kloster liegt eine archäologische Fundstätte, die von der Umfassungsmauer der Anlage aus gut zu sehen ist. Dabei handelt es sich nach dem aktuellen Stand der Forschung um einen Feuertempel oder Sonnentempel, der von Anhängern des Zarathustrismus betrieben wurde. St. Abibo von Nekresi war bei seiner Tätigkeit der Missionierung gegen diese Religion vorgegangen. Der Tempel unterhalb des Klosters Nekresi stammt aus dem 2. oder 3. Jahrhundert vor Christus und wurde im 5. Jahrhundert zerstört. 

Der Tempel wurde bei zwei Grabungskampagnen erforscht. Bei der ersten Kampagne in den Jahren 1984 bis 1993 kam man zu der Erkenntnis, dass der Tempel dem Zarathustrismus diente. Eine zweite Kampagne 2004 kam hingegen zu dem Schluss, dass der Tempel wegen seiner Ausrichtung auf Sommer- und Wintersonnenwende dazu diente, einen Kalender abzubilden und den Bauern die idealen Zeitpunkte für Aussaat und Ernte mitteilen zu können. 

Der größte Teil des Klosterkomplexes ist heute Besuchern zugänglich. Der Wohnbereich der Mönche ist für Besucher nicht zu besichtigen.