Pink Floyd und Beatles in Tbilissi

Wie ich im ersten Reisebericht schon erwähnt hatte, waren die ersten beiden Tage in Georgien vom Lesen und Recherchieren zu „Jeansgeneration“ von David Turaschwili gekennzeichnet. Als ich nach einem Jahr zum ersten Mal wieder mit der Metro in die Innenstadt von Tbilissi gefahren bin, habe ich den Blick durch die Bahn streifen lassen. Mehr als die Hälfte der Männer in der Bahn trugen Jeans. Vielleicht keine originalen aus den USA, aber sie trugen die Hosen, wegen deren Gega Kobachidze 1983 überfallen und fast abgestochen worden war. 

Als wir dann über den Rustaweli-Propekt gingen, konnten wir einige Straßenmusiker beobachten. Ein älterer Mann spielte mit akustischer Gitarre und Verstärker georgische Melodien. Zwei Jungs mit Schlagzeug und Gitarre intonierten „Imagine“ von John Lennon. Und zwei andere Jungs hatten „Another Brick in the Wall“ auf den Lippen. Soweit ist es also mit dem Einfluss der westlichen Welt in Georgien... 

Pink Floyd. The Wall, 1980. Drei Jahre später die Flugzeugentführung, knapp ein Jahr später der Schauprozess und die Ermordung der Täter. Gega und Tina, die ich zuvor schon einmal erwähnt hatte, konnten sich neun Monate lang nicht sehen. Sie kommunizierten über eine Stelle an der Wand, vor der sie beim Warten auf das tägliche Verhör warten mussten. Mit Worten aus „Wish you were here“ von Pink Floyd...

Chatschapuri ohne finanzielle Reue

Zum Essen gehen bieten sich auf dem Rustaweli-Prospekt jede Menge Möglichkeiten. Wir sind zum wiederholten Male in ein Café eingekehrt. Diesmal nach vier Stunden zu Fuß ein kleines Chatschapuri essen. Eine Kleinigkeit, ja. Was die Bedienung dann brachte, war ein überbordend gefüllter Teller. Und es war richtig lecker! Dazu ein Natachtari vom Fass. Beim Nachrechnen später in der Bahn habe dann kalkuliert, dass wir drei Personen für ein Drittel des Preises einer Portion Spaghetti Bolognese am Münchner Flughafen satt bekommen haben. Und das Essen war wieder richtig gut! Also das in Georgien.

Die Stadt lebt

Bei den Arbeiten an der Georgienseite VOR dem Urlaub habe ich viel über Tbilissi, seine Geschichte und seinen Charakter gelesen. Gerade bei den Tänzen stand immer wieder: Tbilissi war schon seit Jahrhunderten eine Stadt, die von Leben, von multikulturellen Einflüssen und Veränderungen geprägt war. Nun, bei meinem 9. Besuch in der Stadt, habe ich zum ersten Mal den Eindruck einer richtig quirligen, freien, dynamischen Stadt gehabt, in der man etwas ausprobieren und Spaß haben kann. 

Und das gilt nicht nur für die Vergangenheit. In Tbilissi sieht man überall Werbung für das GEM Festival. Techno und tanzbare Beats in Batumi im Juli. Auch Paul Kalkbrenner kommt, dessen „Sky and Sand“ ich in einer Shopping Mall gehört habe. Ja, die Stadt lebt! 

Übersicht aller Reiseberichte Tbilissi zu Ostern 2017

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