Batumi - endlich am Schwarzen Meer

Unsere Marschrutka hat am Busbahnhof Persati auf uns gewartet und bringt uns über Bagdati nach Kutaissi. Die letzten Tage waren damit vergangen, diesen Teil Georgiens am südlichen Ende der Kolchischen Ebene zu erkunden. Dabei eröffnete sich mir das Geheimnis, woher einige der georgischen Dörfer und Städte ihre Namen bekommen haben. Im Falle von Persati soll bei einer Präsentation von Wein aus den Regionen Georgiens der Wein von hier in 10 Farben geleuchtet haben, nach der georgischen Wortwahl dafür wurde daraus der Name des Dorfes. Und meine Entscheidung ist gefallen: Der Roman, den ich 2006 schreiben werde, wird zu einem Teil hier spielen.

Von Kutaissi führt uns der Weg zuerst einmal nach Westen. Dies ist mein vierter Aufenthalt in Georgien, aber zum ersten Mal rücke ich näher als 60 km an das Schwarze Meer heran. Unser Tagesziel ist Batumi.

Auf dem Weg ans Schwarze Meer fällt auf, wie viele Lkws türkischer Speditionen inzwischen nach Georgien einfahren. Zudem kommen uns eine Reihe von nicht ganz billigen deutschen Autos mit Exportkennzeichen aus Deutschland entgegen, denn hier führt eine der Hauptrouten für Fahrzeuge aus dem Westen Europas durch. Und dabei war in der Nähe vor 16 Jahren noch die Grenze zwischen Warschauer Pakt und NATO. Ein weiterer Hinweis auf die aktuellen Zusammenhänge sind die Öltanks und einige Raffinerien, die man neben der Straße sieht. Am auffälligsten ist das Ölterminal in Supsa, auch wenn man den Anleger nicht sieht, aber die Tanks sind nicht zu übersehen.

Während dieses Urlaub habe ich einem Roman des britischen Autors und Historikers Robert Harris gelesen, Pompeji. Darin schildert er die letzten vier Tage der Stadt vor und während des Ausbruchs des Vesuv. Eine der handelnden Figuren ist Plinius, der seine Rolle als Befehlshaber der Flotte und Naturkundler bis zum Schluß ausfüllt. Zuvor hatte er in seinen Büchern Batusda beschrieben, aus dem später Batumi wurde. Die Stadt liegt an einem natürlichen Hafen und wird seit der Zeit der Griechen als Umschlagplatz für Waren benutzt. Erst nach der Befreiung von der türkischen Besatzung im 19. Jahrhundert wuchs Batumi zur Stadt heran, mit heute rund 100.000 Einwohnern und einer Menge Touristen als Sommergäste.

Adschara gehört nun richtig zu Georgien

Befreiung? Da war doch etwas, in jüngster georgischer Geschichte? Richtig. Seit der Zeit Stalins war Adscharien Autonome Republik. Provinzfürst Aslan Abaschidse regierte seine Provinz mit autokratischen Mitteln und verteidigte seine Macht damit auch nach der Rosenrevolution im November 2003 in Tbilisi. Das spektakulärste Ereignis war dabei die Sprengung der Brücke über den Tscholoki, mit tatkräftiger russischer Unterstützung. Von den Trümmern ist heute nichts mehr zu sehen, die Brücke ist neu gemacht, die Sperranlagen wie aus der Hochzeit des Kalten Krieges sind weggeräumt.

Soviel zur aktuellen Geschichte. Hat man die Grenze zu Adscharien hinter sich gelassen, so tun sich in Fahrtrichtung Süden auf der linken Seite Häuser und Verkaufsstände auf. Auf der rechten Seite sieht man in Beton gegossene Geschichte der Sowjetunion. Dort stehen Hotels und Sanatorien, Hochhäuser mit leeren Fenstern und nur noch aus dem Gerippe bestehend. Deutlich zeigt sich hier der wirtschaftliche Niedergang Georgiens, ähnlich wie bei der Metallhütte bei Kutaissi, die wir zwei Stunden zuvor passiert haben. Sowohl metallverarbeitendes Gewerbe als auch Tourismus waren nach dem Ende der Sowjetunion von ihren Märkten abgeschnitten, die Reste der damaligen Wirtschaftskraft sind heute noch zu besichtigen.

Strand und Baustellen

Aber zurück zur aktuellen Ansicht auf dem Weg nach Batumi. Kurz nach der Grenze bietet sich in Ureki die Möglichkeit, an den Strand zu gehen, der hier nicht aus Steinen, sondern aus Sand besteht. Weiter südlich windet sich die Straße in Serpentinen empor, die Marschrutka muss sich teilweise im 1. Gang den Hang hochwinden. Dafür wird an einigen Stellen gebaut, in Zukunft werden einige der Kurven entschärft sein. Teilweise ist der Straßenbelag auch auf der Strecke hierhin bereits erneuert worden.

Batumi zeigt sich von Norden her kommend als Hafenstadt. Unser Fahrer fährt mehrere Hotels ab, wir finden eine auf den ersten Blick recht preiswerte Bleibe, ein Sporthotel, das sich allerdings in den kommenden Nächten als sehr laut und wenig serviceorientierte herausstellt und das wir nicht empfehlen können.

Die Strandpromenade in Batumi

Unser erster Weg an diesem frühen Nachmittag führt uns zum Strand, der hier einen recht steinige Eindruck macht. Der Strand ist durch einen Boulevard erschlossen, Anfang September liegen hier Hunderte Touristen am Strand herum und lassen sich in der Sonne braten oder baden mit Aussicht auf die vor Anker liegenden Frachter. Am südlichen Ende des Boulevards lädt ein Riesenrad zur Mitfahrt ein, auf dem übrigen Abschnitt gibt es eine Menge Fahrgeschäfte für Kinder und Erwachsene. Und sie funktionieren, was nicht natürlich ist, wenn man an die alten Attraktionen in den Parks von Tbilisi denkt.

Der Boulevard selber macht in der Sonne einen gepflegten Eindruck - ordentlich gepflegte Grünanlagen, glatt verlegtes Pflaster. Aslan Abaschidse hatte offensichtlich dafür gesorgt, daß dieses Aushängeschild Batumis in Stand gehalten wird.

Wenn man am Stadion Richtung Innenstadt abbiegt, gelangt man direkt ins Zentrum der Macht Adschariens. Der Oberste Rat, das Parlament Adschariens, und die Vertretung des Präsidenten liegen direkt nebeneinander. Dahinter ein Glaspalast von Kino. Hier zeigt sich alt und neu, reich und arm direkt nebeneinander.

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