Tbilissi Altstadt: Sioni Kathedrale und Narikala Festung

Heute steht ein großer Teil der Altstadt Tbilissi unter Denkmalschutz. Beim ersten Gang durch die verwinkelte Altstadt sollte man es ruhig dem Zufall überlassen, wo es einen hintreibt. Über Kopfsteinpflaster geht es vorbei an typisch georgischen Wohnhäusern. Zwischen den Häusern stößt man immer wieder auf kleine Höfe, die häufig von Balkonen und Veranden dreiseitig eingefasst werden. Beginnend mit den 30er Jahre des 19. Jahrhunderts setzte sich ein neuer, prägender Typ Haustyp durch. Diese zumeist ein- oder zweistöckigen Wohnhäuser orientieren sich in ihrem Stil an den im ganzen Georgien typischen Landhäusern. Wichtiges Merkmal ist der mit den Schnitzereien, Säulen versehene Balkon.

Gorgassali-Platz

Einer der wichtigsten Plätze der Altstadt ist der Gorgassali-Platz. Er liegt gegenüber der Metechi-Kirche und dem Denkmal des Königs. Er ist der bekannteste Ausgangspunkt für den Spaziergang durch das Kalaviertel. Dort befindet sich die Karwassla, eine Karawanserei, die auf das 17. Jh. zurückgeht. Sie wurde restauriert und 1985 der Öffentlichkeit übergeben. Der Besucher betritt einen lichten Innenhof, den auf drei Stockwerken umlaufende Galerien säumen. Die Räume im Untergeschoss beherbergen eine Ausstellung der Stadtgeschichte sowie die ehemalige Privatsammlung des 1985 verstorbenen polnischen Ballettchoreographen Juri Sarezki, der seine in 30 Jahren zusammengetragenen Schätze der Stadt Tbilissi vermacht hat. Mit Schautafeln, historischen Photographien aus der Zeit der Jahrhundertwende und restaurierten Stadtplänen des Mittelalters präsentiert sich die Dauerausstellung zur Geschichte. In ihrem Mittelpunkt stehen Objekte aus früh- bis spätmittelalterlicher Zeit, die georgische Archäologen im Stadtgebiet ans Tageslicht förderten.

Sioni-Kathedrale

Die Sioni-Kathedrale liegt an der Sionistraße. Ihre Gründung geht auf das 6./7. Jh. zurück. Die heutige Gestalt der Kreuzkuppelkirche erhielt die Kathedrale aber erst im 18. Jh. Die Zerstörungswut des Agha Mahmad Khans traf die Kirche nur am Rande. Der aus dem 15. Jh. stammende Glockenturm nördlich der Kirche wurde bis auf das Untergeschoss zerstört. Aus kunsthistorischer Sicht zweifellos interessanter ist der im Jahre 1812 errichtete zweite Glockenturm. Der Sioni-Dom gewinnt seine zentrale Bedeutung aus der Funktion als erste Kirche der Stadt. Hier zelebriert der georgische Katholikos, seine Heiligkeit Ilia II. seine Messen, und hier wird die kostbare Relique der Georgier aufbewahrt: ein Schrein mit dem Kreuz der hl. Nino, die die Georgier als Apostel Iberiens verehren.

Nur wenige Minuten Gehweg von der Sioni-Kathedrale entfernt, liegt am nord-östlichen Rand des denkmalgeschützten Altstadtkerns zur Uferstraße hin die älteste Kirche der Stadt, die Antschißchati-Basilika. Das zumeist verschlossene Gotteshaus ist ein typischer dreischiffiger Längsbau des 6. Jh.

Thermalquellen im Bäderviertel

Die Legende über die Gründung der Stadt bezieht sich auf die Thermalquellen. Die meisten der 24 bis 38 C warmen Quellen enthalten ein Gemisch aus Eisen und Schwefel. An verschiedenen Orten entstanden öffentlich Bäder, von denen die meisten im letzten Jahrhundert geschlossen wurden. Erhalten geblieben sind nur die im Bäderviertel (Abanotubani) gelegenen Badeanstalten. Im iranischen Stil erhalten, teilten die Bäder oft das Schicksal der Stadt, die mehrmals zerstört wurde. Die Bäder tragen immer noch Namen ihrer früheren Besitzer. Das älteste davon heißt Irakli-Bad.

Issani erstreckt sich zu beiden Seiten der Metechi-Kirche und des Gorgassali-Denkmals. Der Blick von hier aus geht auf das gegenüberliegende Kala, die Steilhänge Mtkwari, die Festung Narikala und im Hintergrund die Statue der "Mutter Georgiens" das klassischste Panorama des alten Tbilissi.

Metechi-Kirche

Die heutige Metechi-Kirche war früher eine Festung. Der König Demetre II ließ hier im 13. Jh. königliche Palastkirche errichten. Der Bau ersetzte eine Vorgängerkiche, die Dawit der Erbauer hier bauen ließ und die Mongolen 1235 zerstört hatten. Später ließ Erekle II. die Kirche wieder aufbauen. Sie wurde aber Ende des 18. Jh. wie alles andere in Tbilissi von den Persern zerstört. Wenge Jahre später verlor Georgien seine Unabhängigkeit. Von den Russen wurde die Kirche als Pulverkammer und später als Gefängnis benutzt. Unten vor der Kirche findet alljährlich das beliebteste Stadtfest "Tbilissoba" statt.

Narikala-Festung

Auf dem die Altstadt im Westen flankierenden Höhenzug erstreckt sich die Narikala-Festung. Ihre strategisch günstige Lage erschliesst sich allerdings weniger von der Stadt her als von der rückwärtigen Landseite, wo die Felsen fast lotrecht in ein kleines Nebental der Mtkwari abfallen Die militärische Bedeutung der Festung wurde nicht geschmälert, als Dawit der Erbauer nach der Einnahme der Stadt den Regierungssitz nach Issani an das östliche Mtkwari-Ufer verlegte. Die Festung wurde von Mongolen, Türken und Persern in der folgenden Jahrhunderten belagert, erobert, in Teilen zerstört und wiederaufgebaut. Die letzten Instandsetzungsmaßnahmen führten die Perser im 17. Jh. durch. So lässt sich die Chronik der bewegten und von verschiedenen Bauperioden geprägten Geschichte Narikalas bis zum 1827 verfolgen. In diesem Jahr traf ein Blitzschlag das Pulvermagazin in den Kasematten. Die Folgen der Explosion waren so verheerend, dass man eine Aufbau der Anlage nicht mehr ins Auge fasste. So repräsentieren die Ruinen das, was der Explosion von 1827 standhielt.

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Am Rande der Festung steht der sog. "Istanbuler Turm", der aus der verhältnismäßig kurzen türkischen Besatzungszeit des 16. Jh. stammt und als Gefängnis diente.

Mutter Georgiens

Am Fuß der Festung verläuft ein Panoramaweg, der zum Bergrücken hin ansteigt. Auf ihm steigt man zur Monumentalstatue der "Mutter Georgiens". Das Schwert der vom Bergkamm auf Tbilissi herabschauenden "eisernen Lady" versinnbildlicht die Bereitschaft, das Vaterland zu verteidigen, ihr Becher spielt auf die sprichwörtliche georgische Gastfreundschaft an. Der monumentalen Dame hat man einen exquisiten Aussichtspunkt eingeräumt: vor Augen das pulsierende Leben der Grossstadt, im Rücken das stille Tal des Botanischen Gartens.

Den Botanischen Garten sollte man auf jeden Fall in sein Programm bei einem Besuch in Tbilissi aufnehmen. Der bereits 1845 angelegte Garten erstreckt sich über ein 130 ha großes und von einem kleinen Fluss durchzogenes Terrain, das schon im späten Mittelalter als königlicher Park diente. Im Garten hat man die gesamte Artenvielfalt der kaukasischen Pflanzenwelt vereint und darüber hinaus Pflanzen aus Nordamerika, Ostasiens, des Mittelmeerraumes angesiedelt.

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