Bullen im Passat: Reise nach Tbilissi 2004 in Georgien

Nach 2 Jahren Pause treffe ich physikalisch wieder in Georgien ein, nachdem ich Georgien im Internet jeden Tag besucht habe, um aktuelle Nachrichten für unsere Leser ausfindig zu machen.

Eine Neuerung gibt es schon direkt am Anfang. War ich die letzten Male mit Lufthansa / Air Austria bzw. Air Zena geflogen, so wird mich diesmal eine Maschine der Germania nach Tbilisi bringen. Auch dieses Mal ist es wieder eine Boeing 737, wenn auch gelb und mit Hapag Lloyd Express.

Die Überraschung am Schalter ist schon, daß ich keinen Nichtraucherplatz buchen muss. Auf dem Flug gibt es keine Zigaretten. Letztes Mal war mein Neffe, kaum ein Jahr alt, die ganze Zeit von Rauchern zugequalmt worden. Es gibt also einen Fortschritt. Schade bei der Maschine, mit der ich geflogen bin, war allerdings, daß es keine Musik und keine Übersicht darüber gab, wo wir uns eigentlich befinden. Beim Rückflug klappten dann LCD-Displays vor uns aus der Decke, und wir wußten wo die Donau fließt.

Nach kaum vier Stunden setzen wir holpernd am Flughafen in Tbilisi auf. An der Paßkontrolle erwartet uns die nächste Überraschung. Bislang musste man als nicht-Georgier bei der Einreise einen Wisch ausfüllen, der zusammen mit dem Visum an der Kontrolle abgestempelt wurde. Dieses mal ein freundliches Lächeln und ein "madlobt" für die Dame hinter dem Schalter, und ich darf mich auf die Suche nach meinem Koffer und meiner Küchenmaschine machen. Draußen vor der Tür dann endlich meine Familie, deren volljährige Mitglieder sich gerade die Nacht um die Ohren geschlagen haben.

Auf der Fahrt spüre ich dann die ersten Folgen der Rosenrevolution, auf die ich so begierig war. Einige Hauptstraßen in Tbilisi sind offensichtlich deutlich besser in Schuß als sie es noch vor zwei Jahren waren. Mein Schwager erzählt mir von dem Plan, die Fernverbindung von der aserbaidschanischen Grenze bis nach Poti zu einer autobahnähnlichen Straße auszubauen. Mein Hintern sagt mir jedenfalls, daß es deutliche Verbesserungen gegeben hat. Und als wir in der Wohnung ankommen, gibt es fast den ganzen Tag lang Strom und Wasser. Alles Dinge, die vor 2 Jahren nicht natürlich waren.

Weniger Schmiergeld - mehr Strom und Wasser

Die kommenden Tage stehen im Zeichen des Wiedersehens der ganzen Familie. Wir schmieden Pläne darüber, was wir in den kommenden Wochen alles von Georgien sehen wollen, was wir und vor allem ich noch nicht gesehen haben.

Endlich habe ich Gelegenheit, die Nachrichten von Rustawi 2 im Original und nicht über die DSL-Verbindung zu verfolgen. Am ersten Sonntag werden die neuen Fahrzeuge der Straßenpolizei vorgestellt. Bei den neuen Autos für die Streifenpolizisten handelt es sich diesmal nicht um alte Ladas oder Renaults, diesmal hat offensichtlich Deutschland Schützenhilfe geleistet. Im einem Film sehe ich 40 - 50 VW Passat, die der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Insgesamt sind es 130 Fahrzeuge, die in Georgien zum Einsatz kommen. Micheil Saakaschwili sagt in einer Ansprache, die Bürger sollen auf der Straße alle paar Minuten einen Passat der Polizei sehen, das Sicherheitsgefühl soll so gesteigert werden. Die Besatzung der Wagen ist jung, neu rekrutierte Polizisten. Ohne Kritik bleibt diese Politik nicht, viele Menschen kritisieren, daß die alten Polizisten nun arbeitslos werden sollen.

Als wir am ersten Sonntag unseres Aufenthalts in Richtung Bakuriani aufbrechen, sehen wir die ersten Streifenwagen. Präsident Saakaschwili will am ersten Tag der neuen Passatebi selbst in einem Fahrzeug mitfahren. Leider sehen wir ihn nicht persönlich. Dafür aber fällt mir eine Sache auf, die es nicht mehr gibt: Standen früher in Abständen von wenigen Hundert Metern Polizisten am Straßenrand und winkten einen wegen irgendwelcher vorgeschobener Verstöße raus, damit man Schmiergeld abdrückt, so sieht man nun keinen einzigen mehr von ihnen an der Straße stehen.

Die Passatebi werden in den kommenden Wochen nun unsere ständigen Begleiter sein.

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