Kloster Dawit-Garedsha

Das Kloster Dawit-Garedsha, nach georgischer Schreibweise auch Dawit-Garedshi, liegt heute an der Grenze Georgiens zu Aserbaidschan. Die Gründung des Klosters datiert ins 6. Jahrhundert. Der Name des Klosters erklärt sich aus dem Namen seines Gründers: der Mönch Dawit war einer der 13 Syrischen Väter, siedelte in der Wüste Garedsha und gründete dort das Kloster. 

Zu dem Komplex des Klosters zählen mindestens 13 archäologische Fundstätten. Andere Teile des Kloster sind Bertubani, das sich heute in Aserbaidschan befindet, Zamebuli, Dodorka, Natlismzemeli, Udabno und Tschitschchituri. Dawit-Garedsha gilt als östlicher Vorposten des historischen Christentums. 

Besiedelt wird dieser Teil Georgiens schon seit rund 3.000 Jahren. Die ältesten archäologischen Funde im Umfeld des heutigen Klosters Dawit-Garedsha datieren ins 11. und 10. Jahrhundert v. Chr. in die Bronzezeit.

Politische Entwicklungen im 6. Jahrhundert

Die Gründung des Klosters Dawit-Garedsha datiert auf die Mitte des 6. Jahrhunderts nach Christus. In dieser Zeit trennte sich die georgisch-orthodoxe Kirche von der armenisch-orthodoxen. Die georgischen Bischöfe nahmen nicht mehr an den Synoden der armenisch-orthodoxen Kirche in Dvin im Jahr 552 teil und schlugen einen anderen Zweig der Glaubenslehre ein. 

In der Regierungszeit von König Parsman VI. (542–557) wanderten die 13 Syrischen Väter in Georgien ein und vervollständigten die christliche Missionierung Georgiens. Zu dieser Zeit gab es eine persische Besatzungsmacht in Georgien. Diese endete im Jahr 591 mit der Rückerlangung der politischen Autonomie in diesem Teil des heutigen Georgien in der Regierungszeit von Fürst Stephan I. (590–607). Der persische Großkönig Chosrau II. verlor Armenien und das Territorium des heutigen Ostgeorgien an das oströmische Reich, was auch dazu führte, dass ihm der Zugang zu Georgien verloren ging. Nach Auseinandersetzungen zwischen der oströmischen Kirche und der Kirche in Armenien kam es zu Trennung zwischen den beiden Landeskirchen. Die georgische Kirche orientierte sich weiter in Richtung der Orthodoxie.

Architektur des Klosters

Den Kern des Klosters bieten mehrere natürliche Höhlen, in denen Dawit zuerst siedelte. Als seine Nachfolgerschaft wuchs, gruben diese weitere Höhlen in den weichen Sandstein. Viele dieser Höhlen sind auch heute noch zu besichtigen. 

In den späteren Jahrhunderten wurden die Anlagen des Klosters nach und nach erweitert. Dadurch ergibt sich eine Vielzahl von Baustilen, an Hand derer sich die Etappen des Ausbaus nachverfolgen lassen. So liegen die Höhlen der Mönche heute oberhalb des Innenhofs der Klosteranlage. Der Eingang wurde mit einem Portal gesichert, das mit Ziegeln eingedeckt ist. 

Die gesamte Klosteranlage ist in einen Berghang hinein gebaut. Zur Bergseite hin entstand eine Verteidigungsmauer, die von einem Wachturm als höchstem Punkt der Anlage überragt wird. 

Wasser und Höhlen in der Wüste

Die Klosteranlage Dawit-Garedsha ist in einen Berghang in einer Wüste errichtet. Diese bietet für den Bau von Höhlen Vorteile, jedoch ist die Versorgung mit Wasser nicht einfach. 

Die ersten Zellen für Mönche grub man in die Bergflanke des Höhenzugs von Udabno ein, der die ostgeorgische Steppe in West-Ostrichtung durchschneidet. Hier finden sich die ältesten Mönchszellen des Klosters in den Höhlen. Weitere Höhlen grub man in zwei einander gegenüber stehende Felswände, wo sie terrassenförmig  übereinander angeordnet sind. Zum Tal hin ist dieser Teil der Anlage durch eine Mauer abgesperrt. Der obere Teil der Anlage ist von einer weiteren Mauer abgesperrt. 

Weiter den Berghang hoch findet sich eine Anlage zum Sammeln von Wasser aus Niederschlägen und Tau. Diese basiert auf einer Reihe verborgener Kanäle und mehrerer Zisternen, die als Zwischenspeicher für das Wasser genutzt werden. Über weitere Kanäle speist sich damit eine Quelle in einer Felsnische. Die reglementierte Menge des Wasser hatte starke Auswirkungen auf das Leben und Wirtschaften in der Klosteranlage.

Wachstum und Blüte des Klosters

Mehr als zwei Jahrhunderte nach seiner Gründung kam im Jahr 837 mit Hillarion von Karthweli einer der wichtigsten Vertreter der Klosterbewegung nach Dawit-Garedsha. Im folgenden Jahrzehnt vergrößerte er das Areal des Klosters, strukturierte die Nutzung der Kirche um, ließ neue Zellen und Speisesäle für die Mönche errichten. Damit einher ging der Übergang vom bisherigen Leben der Mönche als Einsiedler hin zu einer organisierten Klostergemeinschaft. Dies führte in den folgenden Jahrhunderten zur weiteren Blüte des Klosters. 

Die größten Bauphasen in Kloster Dawit-Garedsha gab es in der Zeit vom 11. bis zum 13. Jahrhundert. Der Beginn dieser Bautätigkeit fällt mit der Regierungszeit von Davit dem Erbauer (1089 - 1125) zusammen. In dieser Zeit wuchsen die bis dato gegründeten Bereiche des Klosters in Dawit Garedscha, Natlismzemeli und Dodorka. Mit Udabno, Tschitschchituri und Bertubani kamen weitere Enklaven hinzu. Nach heutigem Stand der archäologischen Forschung gab es seinerzeit bis zu 5.000 Mönchszellen im gesamten Klosterkomplex. Dawit-Garedsha wurde in dieser Zeit neben den Akademien von Gelati und Ikalto zum wichtigsten kulturellen Zentrum Ostgeorgiens.

Zerfall durch Einfälle von außen

Wie so oft in der Geschichte in Georgien waren es aber Entwicklungen von außen, die der Blüte des Klosters ein Ende setzten. Der Mongolensturm in Jahr 1265, die Invasion von Timur-Leng um das Jahr 1394 herum und die Eroberung Georgiens durch den persischen Schah Abbas in den Jahren 1616–17 setzten der Blütezeit von Dawit-Garedsha ein Ende. Mehrere Standorte des Klosters wurden geschlossen, die Klostergemeinschaft erlitt großen Schaden. Mönche wurden vertrieben oder ermordet. Einfälle der Türken im 18. und 19. Jahrhundert hatten einen weiteren Zerfall der Klöster in Ostgeorgien zur Folge. 

Auch in der Zeit des Zarenreichs und der Sowjetunion gelang des Kloster nicht zur früheren Bedeutung zurück. Es gab in der Zeit der Sowjetunion mehrere Maßnahmen zur Erhaltung des Komplexes. Nach dem Zerfall der Sowjetunion und der Gründung der Nachfolgestaaten im Kaukasus wurde Dawit-Garedsha zu einem Zankapfel zwischen Georgien und Aserbaidschan, da der Verlauf der Grenze bis ins 21. Jahrhundert hinein nicht endgültig festgelegt ist. 

Inzwischen gibt es eine neue Klostergemeinschaft in Dawit-Garedsha. Diese kümmert sich um den Erhalt des Klosters. Die meisten Teile der Anlage sind Touristen zugänglich. Die Anfahrt gestaltet sich jedoch etwas langwierig, da die Straßen in diesem Teil Ostgeorgiens teilweise in sehr schlechtem baulichen Zustand sind.

Freskenmalerei im Kloster

Die Klosteranlage Dawit-Garedsha zeichnet sich neben der baulichen Besonderheiten auch durch ihre künstlerische Gestaltung aus. Neben den Fresken im zentralen Kloster gibt es weitere Arbeiten in Udabno, Natlismtsemeli und Bertubani. 

In der Phase des Ausbaus der Klosteranlage baute man in den Enklaven Kirchenräume und Speisesäle, die mit Fresken nach Vorbild des Hauptklosters verziert wurden. Der Einfluss der Malerei strahlte dabei über den Standort selber hinaus. Die Fresken aus der Zeit zur Beginn des 2. Jahrtausends gelten als wichtige Werke der mittelalterlichen Malerei in Georgien. 

Neben christlichen Motiven hat man dabei auch Personen der Zeitgeschichte verewigt. So gibt es in den Klöster Bildnisse von König Dawit dem Erbauer, Königin Tamar und weiteren Königen in Georgien. 

Geographie

Das Kloster Dawit-Garedsha liegt in einer Landschaft, die nicht gerade prädestiniert für die Anlage einer Siedlung ist. Die Landschaft bildet eine Steppe in Ostgeorgien, die den Übergang zu Aserbaidschan darstellt. Während es in den westlich angrenzenden Regionen Georgiens ausreichend Niederschläge gibt, bringt der Windschatten der Gebirge zwischen West- und Ostgeorgien, an denen sich Wolken abregnen, trockene Luftmassen in den Osten des Landes. Dies hat eine steppenartige Vegetation und teilweise versalzene Böden zur Folge. Nach Osten Richtung Aserbaidschan fällt die Landschaft leicht ab und geht in eine Halbwüste über.

Geologische Gliederung

Die Steppe wird von mehreren Höhenzügen durchquert, die in Richtung Nordwest-Südost ausstreichen. Diese Gebirge weisen eine markante Gliederung der Oberfläche durch schräg stehende Gesteinsschichten auf. Das Gestein stammt aus einem Zeitraum von 23 bis 1,8 Millionen Jahren vor heute, also aus den Erdzeitaltern Miozän und Pliozän. Dabei handelt es sich um marine Sedimentablagerungen, die eine Stärke von bis zu 1.000 Metern erreichen. Vom Kloster Dawit-Garedsha aus sind die Gesteinsschichten gut zu erkennen.