Osmanen und Perser: Mächte im Mittelalter in Georgien
Auch im ausgehenden Mittelalter blieb Georgien ein Spielball anderer Mächte. 1453 wurde Konstantinopel von islamischen Truppen erobert. Für Georgien bedeutete dies, das es zu den christlichen Staaten Westeuropas keinen direkten Kontakt mehr gab. Zugleich wuchsen zwei Nachbarn zu neuer Machtfülle heran: In der Türkei entstand das osmanische Reich, Persien erstarkte zu neuer Macht. Dies hatte zur Folge, dass beide Mächte im südlichen Georgien immer wieder einzelne Fürstentümer unter ihre Kontrolle brachten.
Die Osmanen drangen 1512 kampflos in Samzche ein und eroberten von dort aus Imereti. Die regierenden Fürsten blieben zwar im Amt, wurden aber Vasallen der Türken. Bagrat III. eroberte Samzche mit Unterstützung von Persien zurück, aber bereits 1545 nahmen ihm die Türken das Land ab und errichteten zur Sicherung ihrer Macht Festungen mit starken Garnisonen. Die Osmanen bauten nun von Westen und die Perser von Osten her ihre Macht aus, die kleineren Fürstentümer stellten sich nach und nach unter die Herrschaft einer der beiden Mächte.
Simon von Kartli schaffte es mit persischer Unterstützung in den Jahren 1577 bis 1599, Siege über die Türken zu erringen. Dann wurde er den Persern jedoch zu mächtig und er wurde durch seinen Sohn Giorgi X. ersetzt.
Für die Bevölkerung in Georgien war diese Zeit ein Leidensweg. Osmanen und Perser verschleppten Menschen und betrieben Sklavenhandel. Sie zwangen die Fürsten, Soldaten für Feldzüge zur Verfügung zu stellen. Es kam mehrfach zu Aufständen der Landbevölkerung, die aber allesamt von den herrschenden Mächten niedergeschlagen wurden. Zudem unterstützten die Besatzer Auseinandersetzungen zwischen den einzelnen Fürstentümern.
Russland als neue Macht
Mit dem Ende des Mittelalters kam Russland als neuer Verbündeter für die Georgier im Kampf gegen die Großmächte Osmanen und Perser ins Spiel. Kontakte zu russischen Fürsten gab es schon gegen Ende des 15. Jahrhunderts. Russland erwies sich aber als zu schwach, um etwas gegen die beiden anderen Mächte in Georgien ausrichten zu können.
Teimuras I. von Kachetien (1586–1663) startete einen neuen erfolglosen Versuch, die persische Regierung abzuschütteln. Dies hatte zur Folge, dass ab der Zeit von Wachtang V. 1656 der Titel des Königs den Zusatz eines persischen Vizekönigs bekam. Damit wurde Ostgeorgien ein Teil des persischen Reiches. Schlusspunkt dieser Entwicklung war der osmanisch-persische Vertrag im Jahr 1636, der das Lichi-Gebirge als Grenze zwischen den Machtbereichen beider Großmächte festlegte.