Bakuriani: Baustellen für den georgischen Wintersport
Im Jahr 2004 waren wir eine Woche in Bakuriani. Der Ort liegt im trialetischen Gebirge zwischen dem nördlichen und dem südlichen Kaukasus. Im Winter ist hier Hauptsaison, Bakuriani ist auf Wintersport ausgerichtet. Aber auch im Sommer ist hier viel los, denn rund 2 Autostunden von Tbilissi entfernt bietet sich hier eine hervorragende Möglichkeit, der Hitze und dem Lärm der georgischen Hauptstadt zu entrinnen.
Was im Unterschied zu 2004 sofort auffällt: Bakuriani boomt! An jeder Ecke des eigentlich überschaubaren Ortes ist mindestens eine Baustelle zu sehen. Auch am Sonntag sieht und hört man Bauarbeiter schuften. Von einem Jahr zum nächsten werden neue Hotelkomplexe und Apartmentanlagen errichtet, die Bauten ziehen sich immer weiter die Berge hinauf. Zumindest der sichtbare Teil der Infrastruktur ist ebenfalls mit gewachsen, es gibt einige neue Straßen und die bestehenden sind ausgebessert worden.
Tsikhisjvari: griechische Enklave in Georgien
Der Ort Tsikhisjvari liegt rund 1.800 m über Meereshöhe 21 Kilometer entfernt von Bakuriani. Tsikhisjvari ist bekannt für sein gesundes Heilklima, insbesondere für Lungenkrankheiten. Mehrere Heilquellen runden das Bild eines gesunden Ortes ab.
Was Tsikhisjvari aber noch auszeichnet: Es gibt hier eine griechische Enklave. Man merkt dies gleich bei der Einfahrt in den Ort, denn auf dem Ortsschild wird man in georgischer, englischer und – griechischer Schrift begrüßt. Ein gemeinsames Projekt mit einer hellenistischen Organisation im Zentrum des Ortes unterstreicht die Besonderheit der griechischen Community.
Mitten im Dorf gibt es ein Kloster, das auf einem Bergsporn erbaut ist und weithin sichtbar ist. Der Glockenturm des Klosters steht oben auf dem Bergsporn und dient als guter Punkt zur Orientierung. Das Kloster wurde in den Jahren 1861 bis 1875 von Griechen erbaut. An den Portalen befinden sich Inschriften in georgischer und griechischer Sprache.
Was in Tsikhisjvari aber auch sehr deutlich zu sehen ist: Viele Bewohner haben dem Ort in den letzten Jahren den Rücken gekehrt. Man sieht viele verfallene und zum Teil bereits eingestürzte Gebäude. Auch der Niedergang der Sowjetunion 30 Jahre zuvor lässt sich in Form eines Gebäudes im Ort sehr gut nachvollziehen, aus dessen teilweise eingestürztem Dach bereits Bäume wachsen.
Die Wälder rund um Tsikhisjvari laden zum Wandern ein. Der Mix aus mehreren Baumarten verbreitet einen beruhigenden Geruch, besonders nach Monaten Home Office und Corona.
Die Straße von Borjomi nach Tsikhisjvari ist 2018 instand gesetzt worden und durchgehend asphaltiert.
Ölpipeline BTC (Baku-Tblissi-Ceyhan) bei Bakuriani
Wenn man durch das Umland von Bakuriani und Richtung Tsikhisjvari fährt, dann merkt man nicht nur die ständige Anwesenheit des Wintersports. Auch ein anderes Ereignis hat in dieser Region Spuren hinterlassen: Der Bau der Pipeline Baku-Tblissi-Ceyhan (BTC).
Als wir 2004 in Bakuriani und im Umland unterwegs waren, wurden gerade die Röhren für die Pipeline in die Erde verlegt. An einigen Stellen haben wir auf unseren Touren die Baustelle gekreuzt, Bagger bei der Arbeit gesehen, Lager für Röhren passiert und die Arbeiten verfolgt. Lastwagen mit Arbeitern fuhren durch Bakuriani, ebenso Tieflader mit Röhren, was zu Schäden an den Häusern führte.
Heute ist der Bau der BTC vollendet, die Röhren liegen in der Erde und das Öl fließt. Wenn man mal einen Blick zur Seite wirft, sieht man an einigen Stellen Bauten neben der Straße. Darin stehen Fahrzeuge und technisches Gerät für den Fall, dass doch einmal Öl aus einer der Röhren auslaufen sollte.
Auch an anderer Stelle sieht man Vorkehrungen für den Notfall. Mehrere Flussläufe und Bäche führen über Brücken, die als Sperren ausgeführt sind. Der Raum vor diesen Sperrwerken ist großzügig ausgebaggert. Sollte Öl austreten und dieser Fall registriert werden, so sollen diese Sperren das verseuchte Wasser zurückhalten und eine weitere Kontamination von Oberflächenwasser, Grundwasser und Erde verhindern. Denn man sollte sich immer vor Augen halten: Weiter unten im Tal wird das berühmte Borjomi Mineralwasser abgefüllt, und auch Bakuriani hat seine eigene Quelle, für Mineralwasser.
Reiseberichte Bakuriani 2004