Mit dem Blaubär nach Tiflis: Reise nach Tbilissi in Georgien

Beim Blick nach draußen auf die Boeing 737, die da unten am Terminal des Frankfurter Flughafens auf unseren Einstieg wartet, beschleichen mich erste Zweifel. Was haben diese geflickten Stellen an oberen Rande des Cockpits zu bedeuten? Hat der Lufteinlauf des linken Triebwerks auch so eine abgeflachte Form an der Unterseite?

An Bord schmökere ich in der Zeitschrift der Air Zena und stelle zu meiner Beruhigung fest, daß das andere Triebwerk genauso aussieht. Auf den Bildschirmen in Mittelgang lächelt uns Käptn Blaubär an. Man merkt, daß die Maschine von der Hapag Lloyd geleast ist. Wir starten auf die Minute pünktlich, was nach Auskunft anderer Reisender bei einer georgischen Fluggesellschaft keineswegs typisch ist. Nach einigen Minuten verschwindet der Boden unter einer Wolkendecke. Im Fernsehen gibt es eine Karte, auf der die Flugroute der Maschine jeweils im aktuellen Stand erscheint, was mein geographisch orientiertes Herz höher schlagen läßt. Selbst der Überflug von Bayern klappt ohne Probleme. Leider wird die Kartenansicht von einem filmischen Meisterwerk mit Antonio Banderas unterbrochen, den man sich in russischer Synchronisation anhören kann. Nun ja, die Geschmäcker sind verschieden. Und ausgerechnet am Tag nach unserer Ankunft starten die "Tage des deutschen Films" in Tiflis, wir reisen zusammen mit einigen Filmrollen und sämtlichen deutschen Begleitern der Veranstaltung.

Tsintskaro bringt die Urlaubsstimmung

Ich setze den Kopfhörer auf, 2 Kanäle mit russischen Schlagern sowie georgischem Easy-Listening-Jazz und dann Tsintskaro! So langsam kommt Urlaubsstimmung auf, während das Essen aufgetragen wird, leider eher dem deutschen Geschmack angepaßt als dem georgischen. Die Stewardeß schlängelt sich langsam mit ihrem Wagen von vorne nach hinten. Mein Tipp für den nächsten Flug: buchen Sie einen Platz in den vorderen Reihen! Wir saßen in Reihe 19, in Reihe 17 ging der Rotwein zu Ende. Auch das Essen kommt früher.

Die Landung geht glatt von statten. Es ist 2 Uhr in der Nacht, der Westwind hat uns vor sich hergetrieben und 3 Stunden Zeitzonen haben wir überflogen, als wir uns Tiflis nähern. In der Nacht sieht man schemenhaft die Lichter der Stadt - es gibt Strom. Schemenhaft auch sieht man die anderen Flugzeuge der Air Zena und der Georgian Air auf dem Flugfeld stehen. Ob die Tupolew mit dem abgeknickten Fahrwerk noch am Rand des Platzes steht, kann ich in der Dunkelheit nicht erkennen. Der Bus bringt uns zum Terminal, dort die üblichen ratlosen Gesichter der deutschen Flugreisenden, die sich fragen, ob man denn trotz Einreisevisum noch eine Bescheinigung ausfüllen muss. Schließlich war das hier mal Sowjetunion, der größte verwaltungseigene Staat aller Zeiten. Irgend jemand hat die Dinger immer zur Hand und verteilt sie in der Schlange. Noch ein Tipp: Denken Sie beim Handgepäck daran, einen Kugelschreiber einzupacken!

Georgische Tafel

Vor dem Gebäude wartet eine ganze Menschenmenge auf die Fluggäste, und das mitten in der Nacht. Ich treffe einen deutschen Arzt, der in der UN-Mission in Schatili beschäftigt ist und regelmäßig die Georgienseite besucht. Wir fahren mit bis zu 120 Sachen Richtung Innenstadt, ich bereue mich nicht anschnallen zu können. Man stellt sich doch recht schnell auf die anderen Straßenverhältnisse um.

In der Innenstadt sind nach dem Erdbeben einige Straßen gesperrt, was aber nachts keine Rolle spielt. Und als wir am Abend des kommenden Tages die erste georgische Tafel haben und ich die Familie wiedersehe, weiß ich, dass ich wieder in Georgien bin.