Das goldene Vliess: Jason, Medea und die Argonauten

Zeus rettete die Geschwister Helle und Phrixon vor ihrer irdischen Stiefmutter, indem er ihnen zur Flucht verhalf. Ein Widder mit goldenem Fell trug die Geschwister durch die Luft. Helle, die sich zu weit über den Leib des Tieres hinausgebeugt hatte, stürzte ab. Allein Prixon erreichte das Sonnenland Aia, wo er vom König Aietes freundlich empfangen wurde und den Widder opferte. Das kostbare Vlies befestigte der König an einer Eiche und lies es von einem Drachen bewachen.

Die Kunde vom Goldenen Vlies gelangte zu den Griechen, die die Geschichten von Kolchis erzählten. Iason entschloss sich, der Geschichte auf den Grund zu gehen, und sammelte seine treuesten Freunde um sich, bestieg das Schiff "Argo" und segelte bis nach Kolchis. Er erlangte seinen unsterblichen Ruhm dadurch, daß er Prometeus von seinem Martyrium am Felsen Kasbek erlöste.

Unter vielen Gefahren gelangten die Argonauten nach Kolchis. Iason genoß auch die Gastfreundlichkeit des kolchischen Königs. Iason wollte nur das Goldene Vlies und sonst nichts. Zum Ziel führte ihn das leidenschaftliche Herz einer Frau. Medea, die Tochter des gastfreundlichen, aber mißtrauisch gewordenen Königs verliebte sich in Iason und verriet ihm das Versteck des Goldenen Vlieses.

Mit ihrer Zauberkunst gelang es ihm, die schwierigsten Aufgaben des Königs zu lösen. Sie betäubte den Drachen und floh mit Iason nach Griechenland. Sie erwarb sich den Ruhm durch ihre Kenntnisse der Kräuter und ihre Heilkunst. Iason aber verließ Medea, und sie soll aus der Rache ihre gemeinsamen Kinder getötet haben. Die Geschichte von Medea endete tragisch, aber sie begegnet uns jeden Tag als etymologische Urmutter der Medizin.

Der altgriechische Historiker Strabon (1. Jahrhundert vor Christus) hielt den Zug der Argonauten für die historische Tatsache. Was die Griechen nach Kolchis führte, waren die Reichtümer des Landes: Gold, Silber, Teer, Flachs und Früchte, wie "das Gold glänzten."

Hintergrund der Sage

Die Geschichte zum Goldenen Vliess hat, wie viele Sagen, einen wahren Kern. Im Kaukasus und in anderen Landesteilen Georgiens gibt es Vorkommen von Metallen, die schon seit Tausenden von Jahren abgebaut werden. Auch heute noch werden Erze in Georgien gefördert.

Im Kaukasus in Georgien hat sich die Tradition des Goldwaschens mit den Fell einer Ziege bis heute erhalten. Dazu legt man das Fell des Tieres in einem Flusslauf oder einer geneigten Stelle ab. Das goldhaltige Gestein wird zerkleinert und über dem Fell ausgebracht. Dann lässt man Wasser über Gestein und Fell laufen. Goldstücke bleiben dann im Fell hängen, während das taube Gestein abfließt.

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