Migration in Georgien: Einwanderung und Auswanderung
Georgier sind seit je her ihrem Land eng verbunden. Sie verlassen Ihr Land nur selten und wenn, dann nur für kurze Zeit. Eine Ausnahme bildete die Terrorherrschaft des gebürtigen Georgiers Stalin, der wie andere Sowjetbürger auch viele Georgier in die Emigration trieb.
Wenn Georgier ins Ausland getrieben werden, so trachten sie danach, ihre Traditionen auch in der fremden Erde weiter fortzuführen. Dies zeigte sich z. B. in der Zeit der persischen und osmanischen Eroberungen im 16. und 17. Jahrhundert. Im Norden Irans leben als Beispiel in der Provinz Fereidan Georgier, die seinerzeit von den Abassiden verschleppt wurden. Über all die Jahrhunderte haben sie ihre Sprache, ihre Gebräuche und Traditionen erhalten. In der Türkei waren die Gemeinden der Georgier offensichtlich zu starkem Druck ausgesetzt oder zu klein, so dass sie sich dort angepasst haben. Im 18. Jahrhundert bildeten sich erste georgische „Kolonien“ in Moskau, als die Beziehungen zwischen den Ländern enger wurde. Mit der Annexion Georgiens durch Russland zu Beginn des 19. Jahrhunderts verstärkte sich der Trend in den Norden. Jedoch reisten bis dato nur wenige Georgier ins westliche Ausland.
Machtübernahme durch Sowjets
Dies änderte sich mit der Machtübernahme durch die Sowjets im Jahr 1921, die viele Georgier das Leben kostete. Zu zehntausenden flohen nun Georgier aus ihrem Land in den Westen, wo sie vor allem in Frankreich Asyl fanden. Dort konstituierte sich auch eine georgische Exilregierung in Leuville. Nach dem Ende des II. Weltkrieges nahm die Zahl der Exilanten stark ab. Einige ehemalige Kriegsgefangene, die unter Stalin den Tod erwarten konnten, blieben in der westlichen Hemisphäre.
Auswanderung nach der Unabhängigkeit
Eine weitere Änderung vollzog sich mit dem Ende der Sowjetunion und der Unabhängigkeit, die Unruhen und 1991 sowie 1994 bürgerkriegsähnliche Zustände mit sich brachte. Durch die sozialen und politischen Probleme sahen sich viele Georgier dazu gezwungen, ihr Land zu verlassen. Dies ist die massivste Emigrationswelle in diesem Jahrhundert und bringt natürlich Probleme für den Staat, da viele Menschen fehlen. Es wird geschätzt, dass von 1991 bis 2004 rund 1 Million Georgier ihr Land verlassen haben. Nach der letzten offiziellen Volkszählung im Jahr 2014 leben derzeit rund 3,7 Millionen Georgier im Land. Direkt nach der Unabhängigkeit zählte Georgien offiziellen Angaben zu Folge 5,4 Millionen Einwohner.
Das Nationale Statistische Amt Georgiens hat eine Auflistung der Wanderungsbewegungen der vergangenen 15 Jahre veröffentlicht. Hier zeigt sich, dass bis zum Ende der Ära Schewardnadse jedes Jahr rund 30.000 Menschen Georgien verließen. Mit dem Machtwechsel zum System Saakaschwili kamen viele Georgier wieder in ihr Land zurück. Als sind 2006 die erste Krise zwischen Saakaschwili und Putin zeigte, setzte wieder eine Auswanderungsbewegung ein. Nach dem Krieg zwischen Georgien und Russland im August 2008 gab es leichte Zugewinne, später überwogen dann die Verluste durch Abwanderung. Der demokratische Machtwechsel im Jahr 2012 hatte eine deutliche Reduzierung der Wanderungsverluste zur Folge.
Migration: Wanderungsverluste pro Jahr
Jahr |
Einwohner (in Tausend) |
|
---|---|---|
2001 | -32,6 | |
2002 | -27,8 | |
2003 | -27,5 | |
2004 | +5,0 | |
2005 | +76,3 | |
2006 | -12,1 | |
2007 | -20,7 | |
2008 | -10,2 | |
2009 | +34,2 | |
2010 | -8,1 | |
2011 | +20,2 | |
2012 | -21,5 | |
2013 | -2,6 | |
2014 | -6,5 | |
2015 | -3,4 | |
2016 | -2,2 |